Kunst Das Jahr im Käthe-Kollwitz-Museum

Köln. · Realität und Realismus — die Photographin Anja Niedringhaus, Künstler wie Otto Dix und George Grosz und selbstverständlich Käthe Kollwitz stehen im Fokus der Ausstellungen 2019.

 Käthe Kollwitz, Gedenkblatt für Karl Liebknecht, dritte, endgültige Fassung, 1920, Holzschnitt.

Käthe Kollwitz, Gedenkblatt für Karl Liebknecht, dritte, endgültige Fassung, 1920, Holzschnitt.

Foto: Kollwitz Museum

Das Kölner Käthe-Kollwitz-Museum am Neumarkt gehört zu den international renomierten Kunstmuseen der Domstadt. In diesem Jahr stehen dort spannende Sonderausstellungen an. Hier ein Überblick über das Programm für 2019:

Käthe Kollwitz – Zeitenwende(n) Aufbruch und Umbruch zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus (bis zum 24. März): Bedeutende Zeitenwenden begleiten das Leben von Käthe Kollwitz (1867–1945): Kaiserreich und Erster Weltkrieg, Weimarer Republik, Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg. Wie kaum ein anderer Künstler setzt sie sich mit den politischen Ereignissen in ihrer Kunst, ihren Tagebüchern und Briefen auseinander – stets getragen von der Sehnsucht nach einer Bruderschaft der Menschen.

Ab Januar 2019 stellt das Käthe Kollwitz Museum Köln diese spannungsgeladenen Themenfelder im Œuvre der Künstlerin noch einmal in den Fokus: Als Neuauflage der erfolgreichen Schau anlässlich des 100. Gedenkjahres zum Ende des Ersten Weltkrieges 2018 liegt ein Schwerpunkt der Präsentation nun auf den Ereignissen im Januar 1919 – wie der Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts. Kollwitz zeichnet den Kommunistenführer auf Wunsch seiner Familie im Leichenschauhaus und führt sein Gedenkblatt, nach langem Ringen um die geeignete Technik, als einen ihrer ersten Holzschnitte aus.

Anja Niedringhaus – Bilderkriegerin „Was vom Krieg bleibt, sind die Fotos“ (29. März bis 30. Juni): Mehr als ein Vierteljahrhundert berichtet Anja Niedringhaus (1965–2014) von Kriegsschauplätzen in aller Welt: dem Balkan, Irak, Libyen und immer wieder Afghanistan. Als die Photographin dort vor fünf Jahren, während der Berichterstattung über die Präsidentschaftswahl, am 4. April 2014 im Alter von 48 Jahren von einem Attentäter erschossen wird, hinterlässt sie ein beeindruckendes Oeuvre.

Ihre Aufnahmen, zum Teil aus mehrjähriger Berichterstattung, sind nachhaltige Dokumentationen von Leid und Überlebenswillen der Menschen. Wenngleich ihre Arbeiten oft unter Lebensgefahr an vorderster Front entstehen, reicht die Qualität weit über das Dokumentieren von Ereignissen hinaus – ihre Bilder sind Aufruf zum Frieden. Zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2005 der erste Pulitzer-Preis für eine deutsche Photographin, machen Anja Niedringhaus bereits zu Lebzeiten zu einer Ikone.

Im Frühjahr 2019 präsentiert das Käthe Kollwitz Museum Köln die erste posthume Retrospektive – eine Ausstellung, die sich dem Gesamtwerk von Anja Niedringhaus widmet, das neben den Bildern aus Kriegsregionen unter anderem auch brillante Porträtaufnahmen und Sportphotographien umfasst.

Berliner Realismus: Von Käthe Kollwitz bis Otto Dix (11. Oktober bis 5. Januar 2020): Rau, ruppig und politisch unbequem: Die Berliner Kunst zur Kaiserzeit besitzt Sprengkraft. Von Wilhelm II. mit dem Verdikt der ›Rinnsteinkunst‹ belegt, widmen sich Künstler der Berliner Secession um 1900 erstmals dezidiert sozialen Themen. Sie begründen eine spezifisch berlinische Tradition des sozialkritischen Realismus, die in der Kunst der Weimarer Republik ihre konsequente Fortsetzung findet.

Mit der Ausstellung Berliner Realismus – Von Käthe Kollwitz bis Otto Dix spannt das Käthe Kollwitz Museum Köln einen zeitlichen Bogen von den 1890er bis zu den 1930er Jahren. Im Fokus stehen dabei Künstler wie Heinrich Zille, Hans Baluschek und Käthe Kollwitz, die die prekären Lebens- und Wohnverhältnisse der Arbeiterschaft, die durch die Industrialisierung stark angewachsen ist, zum Thema ihrer Werke machen. Einen drastischen Einschnitt stellt der Erste Weltkrieg dar. Die zweite Generation von Künstlern, die in der Ausstellung gezeigt werden – darunter Otto Dix, George Grosz und Otto Nagel – ergreift nicht etwa Partei für ›den kleinen Mann‹, sondern kritisiert in ihrem Werk grundsätzlich die gesellschaftlichen Missstände der Weimarer Republik.

Service: Kölner Käthe-Kollwitz-Museum, Neumarkt 18-24, Öffnungszeiten: Di-Fr 10-18 Uhr, Sa und So 11-18 Uhr, Eintritt: fünf (ermäßigt zwei) Euro.

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