Das Ende der Schonzeit ist erreicht

Am 19. April kommt Philip Simon ins Kölner Gloria, am 24. April ist der gebürtige Niederländer zu Gast in Leichlingen.

Das Ende der Schonzeit ist erreicht
Foto: Heiko Neumann

Leichlingen/Köln. Mit seinem Programm „Ende der Schonzeit“ kommt der Kabarettist Philip Simon am 19. April in Kölner Gloria und am 24. April in die Aula am Hammer in Leichlingen.

Herr Simon, was bedeutet für Sie das „Ende der Schonzeit“?

Philip Simon: Es bedeutet in erster Linie das Ende meiner Schonzeit. Zum Ende des Programms wird der Tod meines Vaters zum Thema. Ich musste danach auf eigenen Beinen stehen und das umsetzen, was mein Vater mir auf den Weg gegeben hat.

Ist es nicht schwer, ein solch trauriges Thema auf die Bühne zu bringen?

Simon: Es gibt gerade bei mir als Verfechter des Kalauers viele lustige Momente auf der Bühne, aber da ist auch Platz für stille, traurige Passagen, die durchaus mit Humor verbunden werden können. Angezeigt wird dies auch durch die Musik, die mein Programm begleitet. Für mich ist das eine Form der Aufarbeitung und der Therapie, ich quatsche mich da quasi leer.

Wie gehen Sie mit einer immer wahnsinniger werdenden Welt um?

Simon: Wahnsinnig macht uns die immer größer und schneller werdende Informationsflut. Vieles kann man gar nicht mehr aufarbeiten und einordnen, weil es nur noch als kurze Meldung vorkommt. Was soll man von der Ukraine und Putin denken, wie ordnet man Pegida ein, die Angst vor Islamisten schüren und dabei sind die deren meisten Opfer Muslime. Da wäre eigentlich die Politik gefordert, aber übernehmen müssen das die Kabarettisten am Abend in ihren Programmen.

Was versteht man unter einem integrationswilligen Niederländer?

Simon: Ich lebe seit 30 Jahren hier und versuche mich zu integrieren. Ich reflektiere das, was ich hier erlebe und versuche meine eigenen Schlüsse daraus zu ziehen.

Wo finden Sie die Inspiration für Ihre Programme?

Simon: Beim Start ist das eine wahllose Sammlung von vollgeschriebenen Bierdeckeln und Notizbüchern. Später versuche ich, das zu ordnen, und beginne mit dem Schreiben. Es geht dann darum, die satirische Note in die Gedanken zu bekommen. Da spielt beispielsweise die Freiheit eine Rolle, die bei uns nur noch im Konsum und in der Werbung vorkommt, und die eigentlich gar keinen Inhalt mehr hat. Dabei sterben 1000 Kilometer entfernt die Menschen, die um ihre Freiheit kämpfen. Auslöser war hier der neue Bundespräsident Gauck, der von Freiheit spricht, aber die Occupy-Demonstrationen kritisiert. Da fragt man sich, welche Freiheit er wohl gemeint hat.

Ist das dann die „holländische Lebensweisheit“?

Simon: Mir ist es wichtig, auf der Bühne etwas zu erklären, aber die finale Antwort bekommt man bei mir nicht. Ich liefere eher die Backmischung und nicht den fertigen Kuchen. Aber wenn ich Menschen dazu anregen kann, sich mit etwas auseinanderzusetzen, dann liege ich richtig.

Sie haben Ihre eigene Comicfigur.

Simon: Das ist etwas absurd, da ich diese auch noch synchronisiere. Aber sie gibt mir mehr empirischen Spielraum und hat bislang nicht zu einer Paranoia geführt.

Sie kommen mit Ihrem Programm nach Köln und Leichlingen. Wie gut kennen Sie diese Region?

Simon: Köln kenne ich sehr gut, da ich seit elf Jahren dort lebe. Ich genieße im Vergleich zu meinem vorherigen Wohnort Berlin die Entschleunigung der Dinge und die Gegend, in der ich lebe. Sie macht auch verkehrstechnisch vieles leichter. Bei Leichlingen und den Bergischen Land gibt es dagegen noch Nachholbedarf. Da kenne ich mich noch nicht aus.

Service: Karten gibt es bei Köln-Ticket unter Telefon 0221/2801 oder auch online unter der folgenden Adresse:

www.philipsimon.de

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