Musik Auf musikalischer Zeitreise am Bickendorfer Büdchen

Köln · Ihr großes Jubiläum haben sich die Bläck Fööss sicher etwas anders vorgestellt. „Die Auftritte in der Volksbühne und die drei großen Open-Air-Konzerte auf dem Roncalliplatz, die binnen von zwei Tagen ausverkauft waren und auf die wir uns sehr gefreut haben, sind alle wegen der Coronakrise ausgefallen.

 Drei Bandmitglieder der Bläck Fööss in Coronazeiten vor ihrem Bickendorfer Büdchen im Stadtmuseum.

Drei Bandmitglieder der Bläck Fööss in Coronazeiten vor ihrem Bickendorfer Büdchen im Stadtmuseum.

Foto: Eppinger

Täglich rufen uns tausende Fans an und fragen nach Ersatzterminen oder den bereits gekauften Karten“, sagt Schlagzeuger Ralph „Gus“ Gusovius. Man bekomme nirgendwo Antworten von der Politik, die es auch versäumt habe, Großveranstaltungen zu definieren. „Das lähmt die Kreativität. Keine Perspektive zu haben, ist quälend“, ärgert sich der Musiker.

Umso mehr erfreut ist die kölsche Band jetzt, dass endlich ihre Jubiläumsausstellung im Kölnischen Stadtmuseum eröffnet werden kann. Eigentlich war dies für den 21. März geplant. „50 Jahre Bläck Fööss – das sind 50 Jahre Musik- und Stadtgeschichte. Jeder verbindet etwas anderes mit der Band und kann ihr seine ganz eigenen Erinnerungen machen“, freut sich Kurator Philipp Hoffmann. So verweist er darauf, dass viele der Fööss-Lieder in ihrer Entstehungszeit einen sozialkritischen Aspekt hatten, so bei „Dat Wasser von Kölle“, bei dem es Mitte der 70er Jahre um die Rheinverschmutzung ging.

Zu sehen sind insgesamt 300 Objekte vom Fanpullover über Instrumente und Bühnenoutfits bis zu den Platten und deren aufwendige Cover. „Bei unserer Sergeant Pepper-Version haben wir eine Woche am Cover gearbeitet. Laut unserer Plattenfirma war das wohl das teuerste Cover, das jemals in Köln entstanden ist. Wir haben darauf immer größten Wert gelegt“, berichtet Erry Stoklosa.

Viele der Objekte stammen aus dem Privatbesitz der Band, andere kamen von den Fans. Darunter sind auch kuriose Dinge wie eine Sonderbriefmarke von 1980 zu den Fööss, an die sich keines der Bandmitglieder mehr erinnern konnte. Zu sehen gibt es auch die Gondel der Band, die sonst bei der Kölner Seilbahn im Einsatz ist. Dazu kommt das alte Aufnahmegerät, mit dem die ersten Demos der Bläck Fööss produziert worden sind, oder ein Poster von Tomi Ungerer zur Kölner Band, das ein Jahr im Pariser Louvre zu sehen war. „Für mich ist es toll, mir die Sachen anzuschauen, vieles kenne ich noch nicht, obwohl ich wie viele andere Menschen mit den Fööss groß geworden bin“, sagt Bassist Hans Thodam, der seit anderthalb Jahren Bandmitglied ist.

Aktuell arbeiten die Fööss an ihrem Jubiläumsalbum, wobei sie auch hier mit Schwierigkeiten klarkommen müssen. „Geplant ist, alte Lieder neu arrangiert mit anderen Künstlern aufzunehmen. Das ist nicht immer einfach, denn zum Beispiel Hape Kerkeling, der mitwirken sollte, sitzt gerade in Südafrika fest. Wir hoffen, dass wir bis zum Jahresende das Album veröffentlichen können“, erklärt Stoklosa. Man sei sich mit aktuellem Stand derzeit auch unsicher, ob Veranstaltungen wie der Elfte im Elften oder das Silvesterkonzert der Fööss in der Arena stattfinden können.

Die Sonderausstellung spannt den Bogen von den Anfängen der Band 1968 und der Gründung 1970 über die Arsch-Huh-Bewegung in den 90ern bis zur Jetztzeit. Zu sehen gibt es das von den Fööss interpretierte XXL-Cover von „Sergeant Pepper“ genauso wie das berühmte Bickendorfer Büdchen. Dazu kommen viele Video-, Hör- und Mitsingstationen. Zu sehen ist die Schau bis zum 27. September im Kölnischen Stadtmuseum in der Alten Wache. Entsprechende Vorkehrungen zur Hygiene und zum Mindestabstand wurden getroffen. So dürfen maximal 30 Personen gleichzeitig in die Ausstellung.

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