Ausstellung Auf den Spuren der Bauhäusler im Westen

Leverkusen. · Bayer Kultur stellt Künstler vor, die nach 1933 eine neue Wirkungsstätte gefunden haben.

 Der „Entwurf für ein Lackkabinett“ von Oskar Schlemmer.

Der „Entwurf für ein Lackkabinett“ von Oskar Schlemmer.

Foto: Bayer

Bayer Kultur blickt mit der dritten Ausstellung der Spielzeit 2018/19, die morgen um 11 Uhr im Erholungshaus eröffnet wird, zurück auf den großen Aufbruch der Moderne in der Zeit der Weimarer Republik sowie die existenziellen Brüche in vielen Künstlerbiografien nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Diese Brüche galten auch für zahlreiche Künstler am „Bauhaus“, dessen Geschichte sich parallel zu der der ersten deutschen Republik vollzog: Es wurde 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründet und 1933 durch die Nationalsozialisten in Berlin geschlossen.

Wie erging es Künstlern
nach 1933 in Deutschland?

In den 14 Jahren seines Bestehens lehrten viele der wichtigsten Künstler der Moderne an dieser legendären Schule für Gestaltung. Etliche von ihnen konnten nach 1933 ihre Arbeit im Ausland fortsetzen, aber wie ging es denjenigen, die in Deutschland geblieben sind? Die Ausstellung „So viel Bauhaus hier“ im Erholungshaus nimmt mit Georg Muche und Oskar Schlemmer ab morgen bis zum 30. Juni exemplarisch zwei „Bauhaus“-Meister der Weimarer Zeit in den Blick, die in NRW Arbeits- und Lebensmöglichkeiten fanden.

Georg Muche übernahm 1938 den Lehrstuhl von Johannes Itten an der Textilfachschule in Krefeld und konnte während des Krieges einige ehemalige „Bauhaus“-Studierende dorthin holen. Trotz der schwierigen Zeit boten eine aufgeschlossene Textilindustrie und die Ausbildungsstätten den Gestaltern zahlreiche Wirkungsmöglichkeiten. Seinen langjährigen Kollegen am Bauhaus, Oskar Schlemmer, traf Muche in Wuppertal wieder, wo der Lackfabrikant Dr. Kurt Herberts ungeachtet der nationalsozialistischen Diffamierung Aufträge an Avantgardekünstler vergab und den „Wuppertaler Arbeitskreis“ gründete.

Es ist der Vermittlung des Architekten Heinz Rasch zu verdanken, dass ab 1937 in der Lackfabrik von Dr. Kurt Herberts & Co. in Wuppertal Künstler mit vielfältigen Arbeiten beauftragt wurden. Der Kontakt zu den aus den Lehrämtern entlassenen Professoren Willi Baumeister und Oskar Schlemmer wurde über den Ex-Bauleiter auf dem Stuttgarter Weißenhof, Franz Krause, hergestellt. Schlemmer hatte sich nach seiner Entlassung zurückgezogen und war gezwungen, Maleraufträge anzunehmen. Insofern war die Berufung zum „Professor für maltechnische Forschungsvorhaben“ in Herberts Lackfabrik eine materielle Entlastung für ihn. Zum anderen ergaben sich durch die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern Impulse für seine Arbeit.

1940 richtete Herberts in einem Bürogebäude am Wuppertaler Döppersberg das „Institut für Malstoffkunde“ ein – inklusive Atelier- und Arbeitsräume. Der Auftrag an die Künstler des „Wuppertaler Arbeitskreises“ lautete, die künstlerische Anwendbarkeit der Herberts´schen Industrielacke zu untersuchen. Die Ausstellung im Erholungshaus zeigt aus dieser „Versuchsreihe“ Schlemmers Entwürfe für Lackobjekte, ein „Lackkabinett“ und zwei „Fensterbilder“ – die letzte Werkreihe vor seinem frühen Tod 1943.

Der „Wuppertaler Arbeitskreis“ publizierte auch eine Schriftenreihe zur Geschichte der Malerei, die mit der Vorbereitung der Publikation „Modulation und Patina“ einen letzten Höhepunkt fand. Dafür wurden eine Vielzahl von abstrakten Versuchstafeln von Baumeister, Krause und Schlemmer angefertigt: Dem Malmaterial sollte eine mitschaffende, dem Maler fast gleichberechtigte Komponente zugewiesen werden.

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