Gericht Akten aus Münchener NSU-Prozess auf Bürgersteig in Köln gefunden

Köln/München (dpa). Im Münchener NSU-Prozess hat der Vorsitzende Richter Manfred Götzl am Dienstag einen peinlichen Vorgang enthüllt: Das Fundbüro in Köln-Ehrenfeld habe im Gericht angerufen und gemeldet, eine CD mit Aktenstücken aus dem Verfahren sei auf einem Bürgersteig gefunden worden.

Aufnahme vom NSU-Prozess in München: Die Angeklagte Beate Zschäpe (l) am 24. September im Gerichtssaal in München (Bayern) neben ihrem Anwalt Mathias Grasel (r).

Aufnahme vom NSU-Prozess in München: Die Angeklagte Beate Zschäpe (l) am 24. September im Gerichtssaal in München (Bayern) neben ihrem Anwalt Mathias Grasel (r).

Foto: Peter Kneffel



„Welcher Anwalt vermisst eine Nachlieferung?“, fragte Götzl. Allerdings meldete sich niemand. In Nachlieferungen werden seit Prozessbeginn vor zweieinhalb Jahren immer wieder Dokumente von Ermittlungsbehörden oder Schreiben der Prozessbeteiligten zusammengefasst, digitalisiert und als CDs vom Gericht verteilt. Die Dokumente sind vertraulich.

Der Richter kritisierte außerdem den Anwalt eines Kölner NSU-Opfers scharf und fragte wiederholt nach, ob und wann dieser zuletzt Kontakt zu seiner Mandantin hatte. Sie sei mehrmals als Zeugin geladen gewesen, aber nicht erschienen. Götzl drohte ein Ermittlungsverfahren an, falls er nicht bis diesen Mittwoch die gewünschten Auskünfte erhält.

Hauptangeklagte im Prozess ist Beate Zschäpe. Sie muss sich für die Serie von zehn Morden und alle weiteren Verbrechen verantworten, die die Bundesanwaltschaft dem „Nationalsozialistischen Untergrund“ vorwirft.

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