500 D-Mark Gage für Nirvana

Seit 25 Jahren gibt es in Ehrenfeld die Live Music Hall. Viele große Stars haben dort mal klein angefangen.

500 D-Mark Gage für Nirvana
Foto: Eppinger

Köln. „Alt geworden sind nur wir“, sagt Micki Pick mit Blick auf sein junges Partypublikum, das in der Live Music Hall bis in den frühen Morgen feiert. Bei seinen Partys ist er nicht mehr so häufig vor Ort, weil sich der heute 58-Jährige sorgt, mit dem Ordnungsamt verwechselt zu werden. 1990 hatte er seine Konzertagentur und war in Ehrenfeld unterwegs, um einen Ort zu finden, an dem man Konzerte veranstalten kann. Damals gab es dafür in Köln nur die Sporthalle und das Luxor.

500 D-Mark Gage für Nirvana
Foto: Eppinger

„Aus dem Gebäude hier bin ich entsetzt raus gelaufen, weil ich es so hässlich fand“, erinnert sich Pick an die erste Begegnung mit der alten Blechschlosserei. Ein Arbeiter rannte ihm hinterher und sagte, die Halle sei perfekt isoliert — die Live Music Hall hatte ihren Standort gefunden. Als schick galt das Arbeiterviertel Ehrenfeld damals nicht. Das hat sich inzwischen grundlegend geändert, Kulturschaffende haben ihren Weg ins Veedel genauso gefunden wie Film- Fernsehproduktionsfirmen.

Viele Stars, die heute die großen Arenen füllen, standen in der LMH auf der Bühne. Dazu gehört Campino mit den Toten Hosen genauso wie Fanta 4 oder Cro. 1993 war es eine US-Band, die man für 500 Mark als Opener für ein Festival eingekauft hatte und die zu spät und ohne ihre Sachen in Ehrenfeld erschien. „Wir mussten erst mal ein Schlagzeug ausliehen“, erinnert sich Pick an Nirvana. Gerade mal sechs Wochen später trat die spätere Kultband schon für 100 000 Mark pro Gig auf.

Legendär ist auch das Konzert von Prince 1998 in der LMH. Bei Oasis war man dagegen froh, dass die Musiker den Backstagebereich nicht in Schutt und Asche gelegt haben, wie dies bei anderen Stationen ihrer Tour der Fall war. „Die Gallagher-Brüder waren lammfromm, nur als wir sie mit einer Limousine vom Flughafen abgeholt haben, gab es Streit, wer vorne sitzen darf. Am Ende kamen sie beide nach hinten“, Kompagnon Georg Schmitz-Behrenz (51), der mit Pick Daniel Czichopad (34) auch das Underground betreibt. Dort bekommen vor allem junge Hip-Hop-Musiker die Chance für ihren Karrierestart.

An den Wänden in den Garderoben und den Gästebüchern finden sich viele Erinnerungen an die Stars der LMH. Dazu gehören Pearl Jam, Bob Geldorf und Rammstein genauso wie Kool & the Gang, Iggy Pop oder auch Damian Marley. Manchmal hat sich Pick den Auftritt eines Freundes und Lieblings wie Johnny Guitar Watson auch selbst gegönnt. „Wenn keiner gekommen wäre, hätte ich mir einfach ein Sofa in die Halle gestellt, aber das Konzert war ausverkauft.“ Etwas anders war die Trashparty mit Olli P. „Da gab es zur Musik der 90er eine Hüpfburg, Zuckerwatte und Popcorn“, sagt Czichopad.

Zu den wichtigen Dingen gehören für die Betreiber der LMH Partyreihen wie Rockgarden oder Poplife, die seit zwei Jahrzehnten laufen und die zu den ältesten regelmäßigen Partys der Republik gehören. „Alleine von Konzerten kann man nicht leben. Man muss immer wieder neue Ideen haben, weil sich der Musikmarkt stetig verändert. Aber man muss auch an manchen Dingen festhalten“, sagt Pick, der mit seinen Geschäftspartnern in Sachen Kultur in vielen Dingen als Pionier gilt.

Dazu gehört beispielsweise das Heliosfest in Ehrenfeld, wo Künstler wie Brings, Gentleman und Kasalla schon zu Gast waren. Legendär waren auch die ersten deutschen U-Bahn-Parties und das Festival „Monsters of Spex“, das Nirvana in die LMH holte. Das Festival für elektronische Musik Kickzone gehört zu den Veranstaltungen, die dem Trio besonders am Herzen liegen. Die aktuelle Ausgabe ist für den September im Stadionbad geplant.

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