Klaviermusik statt Kirchenlieder

Klavierbauer Martin Pyschny kauft das alte Zentrum an der Höhestraße von der Freikirchlichen Gemeinde.

Burscheid. Martin Pyschny hat schon genaue Vorstellungen. Wo heute noch die Freikirchliche evangelische Gemeinde an der Höhestraße ihre Gottesdienste feiert, will der Klavierbauer ab Frühjahr 2014 seine Instrumente ausstellen und Nachwuchstalenten Auftrittsmöglichkeiten verschaffen. Im durch eine Glaswand abgetrennten Nebenraum soll das Büro unterkommen. Und zur Straße hin ist Platz für die Werkstatt.

Ein wesentlicher Finanzierungspfeiler für das neue Gemeindezentrum, das derzeit an der Weiherstraße entsteht, war der Verkauf der alten Immobilie an der Höhestraße. Er ist jetzt unter Dach und Fach: Am Wochenende hat die Gemeindeversammlung Pyschny den Zuschlag erteilt. Ende Februar 2014 muss sie die vertrauten Räume verlassen.

Dann wird an der Weiherstraße noch nicht alles fertig sein. „Es muss dort eine Interimslösung geben“, sagt Gemeindeleiter und Architekt Michael Koppetsch.

Eine dauerhafte Lösung findet dagegen Pyschny für sein Handwerk. Der gebürtige Opladener lebt seit fast 40 Jahren in Witzhelden und machte sich dort nach der Ausbildung in Bonn 1991 auch selbstständig. „Aber Ausstellung, Werkstatt und Büro sind auf drei verschiedene Orte verteilt.“ In Burscheid kann er alles erstmals unter einem Dach vereinen.

Allerdings musste er dafür noch einmal tiefer in die Tasche greifen. Die nötige Nutzungsänderung hätte für das rückwärtige Gebäude eine öffentlich-rechtliche Zuwegung erfordert, die bisher nicht besteht. Auch hätten wegen des engen Grenzverlaufs der Grundstücke ausgerechnet die Werkstattfenster aus Brandschutzgründen zugemauert werden müssen.

Also hat Pyschny das Vorderhaus Höhestraße 38 gleich mitgekauft. Aus den beiden Parzellen wird im nächsten Jahr ein einziges Grundstück. Damit haben sich die baurechtlichen Probleme erledigt. Das Vorderhaus will der Klavierbauer streichen lassen und die Seitenfront für Werbezwecke nutzen. Ansonsten bleibt dort alles wie bisher.

Mit der Idee, im künftigen Ausstellungsraum auch ab und an Konzerte zu ermöglichen, will Pyschny eine Bedarfslücke schließen. „Ich bekomme oft Anfragen von Musikern, die sich auf einen Wettbewerb oder eine Aufnahmeprüfung vorbereiten wollen und nach Auftrittsmöglichkeiten suchen.“ Mit Lärm müssen die Nachbarn dagegen nicht rechnen. „Das Lauteste an meiner Arbeit ist das Klavierstimmen. Und das ist nicht lauter, als wenn man Klavier spielt.“

Mit dem künftigen Standort schafft der 46-Jährige, der auch für die Musikschulen in Burscheid, Wermelskirchen und Monheim die Klaviere stimmt, nicht nur für sich selbst neue Perspektiven. Sein Neffe (22) hat seine Ausbildung gerade abgeschlossen und wird mit einsteigen. Und auch sein Sohn (18) strebt in den Beruf. Seit Dienstag hat er die Zusage für einen Ausbildungsplatz beim traditionsreichen Klavierbauunternehmen Sauter in Spaichingen.

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