Abwasserentsorgung Klärwerk: Kooperation auf dem Prüfstand
2021 läuft der Vertrag zwischen Currenta und Wupperverband aus. Wird er nicht verlängert, müsste der Verband eine eigene Anlage bauen.
Burscheid. Das Burscheider Abwasser landet über den Murbachsammler und den Wuppersammler irgendwann im Klärwerk in Leverkusen-Bürrig. Das ist seit bald einem halben Jahrhundert so: Seit 1971 läuft die Kooperation zwischen Wupperverband und zunächst Bayer AG, heute Currenta. Der jüngste Vertrag zwischen den beiden Partnern gilt noch bis 2021. Aber aktuell steht die Zusammenarbeit auf dem Prüfstand. Wird sie nicht verlängert, braucht der Wupperverband eine eigene Kläranlage, um die Abwässer aus Teilen von Solingen und Bergisch Gladbach sowie aus Leverkusen, Burscheid und Leichlingen zu säubern.
Der aktuelle Vertrag gilt seit 2011 und hat eine Laufzeit von zehn Jahren. „Derzeit werden bereits Gespräche über eine Verlängerung geführt“, bestätigt Currenta-Pressesprecher Mauritz Faenger. Dass sie schon zur Halbzeit erfolgen, hat seinen Grund. Würde der Wupperverband aussteigen, müsste er selbst bauen. Und das bräuchte zeitlichen Vorlauf. „Eine Entscheidung muss daher noch in diesem Jahr fallen“, sagt Verbandssprecherin Susanne Fischer.
Die Kooperation habe bisher „sehr gut“ funktioniert, die derzeitige Überprüfung sei „ganz normal“ und „ohne Beigeschmack“, so Fischer. Welche Gründe für oder gegen eine Fortsetzung der Kooperation sprechen und ob es für den Fall der Trennung schon einen möglichen Standort für eine neue Kläranlage gibt, dazu gab es gestern von beiden Seiten keine Stellungnahmen.
Die Zusammenarbeit war Mitte der 1960er Jahre bei der Planung des Klärwerks in Bürrig in die Wege geleitet worden, um die Investitions- und Betriebskosten möglichst gering zu halten. Der Wupperverband übernimmt die mechanische Reinigung des kommunalen Abwassers, Currenta im Anschluss dann die biologische Reinigung zusammen mit dem mechanisch gereinigten Industrieabwasser, ehe das Wasser in den Rhein geleitet wird. Die zweite Reinigungsstufe stellt Currenta dem Wupperverband in Rechnung.
2002 hatte der Wupperverband seine elf Klärwerke in einem Leasingabkommen an zwei amerikanische Großbanken vermietet und anschließend zurückgemietet und dadurch 23,5 Millionen Euro in die eigene Kasse gespült, weil die Banken die Anlagen als Abschreibeobjekte nutzen und dadurch Steuern sparen. Die Rückmietung des Wupperverbandes gilt für 25 Jahre.
Die Zukunft des Klärwerks in Leverkusen war nur ein Thema bei der Pressekonferenz des Wupperverbandes zum Jahresauftakt. Dort vermeldete er auch eine gute Nachricht für alle Wasserkunden: : Die Sparte Abwasser hat 2015 einen Überschuss von fast drei Millionen Euro erwirtschaftet. Damit bleiben die Abwassergebühren stabil — zumindest aus Sicht des Wupperverbandes. Denn der Verband bereitet das Schmutzwasser, das auch aus den Privathaushalten kommt, nur auf. Die Kanalnetze werden in der Regel von den Städten betrieben.
Als Körperschaft des öffentlichen Rechts legt der WV seine Aufwendungen auf die Mitglieder um. Dazu gehören Kommunen und die Industrie. Die Städte wiederum rechnen mit ihren Kunden dann über den Verbrauch ab. Allerdings erwartet der Wupperverband höhere Kosten bei der Gewässerunterhaltung, die zu Beitragssteigerungen führen werden.
Für dieses Jahr plant der Verband auch zahlreiche Investitionen. So sollen ab Juni in Solingen-Unterburg der Eschbach tiefergelegt und die Ufermauern erhöht werden. Für den verbesserten Hochwasserschutz sind zehn Millionen Euro veranschlagt.