Kirchenkreis sucht Wege der Flüchtlingshilfe

Die Unterstützung der Flüchtlinge wird ein auf Jahre bestimmendes Tätigkeitsfeld werden. Von den vielen Ideen vor Ort können die 13 Gemeinden untereinander profitieren.

Kirchenkreis sucht Wege der Flüchtlingshilfe
Foto: Doro Siewert

Rhein.-Berg. Kreis/Leverkusen. Gegensätzlicher hätte die Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Leverkusen nicht verlaufen können. Am Freitag war das oberste Entscheidungsgremium ganz mit sich selbst und Fragen der Haushaltskonsolidierung beschäftigt. Am Samstag richteten die Vertreter der 13 Gemeinden ganz ihren Blick nach außen — auf die Situation der Flüchtlinge und Möglichkeiten ihrer Unterstützung.

Gerhard Greiner, 20 Jahre lang Flüchtlingspfarrer im Kirchenkreis Dinslaken, ließ es in seinem Eingangsreferat über die Flüchtlingspolitik der Europäischen Union an Deutlichkeit nicht fehlen. Die EU töte „durch unterlassene Hilfeleistung“. Kritik übte er vor allem an der Ablösung der italienischen Hilfsmission „Mare Nostrum“ durch die EU-Mission „Triton“, die ausdrücklich keinen aktiven Rettungsauftrag habe, sondern der Grenzabsicherung diene.

Als Aufgaben der Kirchen vor Ort nannte Greiner die Beratung und Unterbringung von Flüchtlingen, die Koordination ehrenamtlicher Hilfe und die Umsetzung der EU-Aufnahmerichtlinie, die im Juli in Kraft tritt und die Mitgliedsstaaten verpflichtet, die Schutzbedürftigkeit von Flüchtlingen auch sozial abzusichern — durch Hilfen für Behinderte beispielsweise, Ältere, Schwangere oder Opfer von Gewalt.

Greiners umfassender Sachkenntnis in der Flüchtlingsarbeit stehen im Kirchenkreis 13 Gemeinden gegenüber, die sich zum Teil schon lange für Flüchtlinge engagieren, zum Teil aber auch erst dabei sind, sich diesem wahrscheinlich auf Jahre hin bestimmenden Tätigkeitsfeld anzunähern. In einem Podiumsgespräch mit Vertretern aller fünf Kirchenkreiskommunen wurde die Situation vor Ort beleuchtet.

Leverkusens Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn rief zur Unterstützung für das sogenannte Leverkusener Modell auf: „Werben Sie für die Unterbringung in privaten Unterkünften.“ Zugleich stellte er in Aussicht, dass der Rat in diesem Monat dem Bau einer zentralen Unterkunft des Landes in Rheindorf für bis zu 700 Flüchtlinge zustimmen werde.

Amtsleiter Dirk Runge lobte aus Burscheider Sicht die gute Zusammenarbeit mit den christlichen Gemeinden: „Ohne diese Partner würden wir es nicht schaffen.“

Was in den einzelnen Kommunen schon durch die evangelischen Gemeinden oder mit ihrer Unterstützung an Flüchtlingshilfe geleistet wird, darüber konnten sich die rund hundert Synodalen zum Abschluss auf einem „Markt der Möglichkeiten“ informieren. So wird das Diakonische Werk in Leverkusen in Kürze eine Tagespflege für Flüchtlingskinder mit sozialpädagogischer Betreuung der Kinder wie auch der Eltern anbieten.

Am Tag zuvor hatten im Gemeindezentrum in Leichlingen das Finanzkonzept des Kirchenkreises und die Haushaltskonsolidierung im Blickpunkt gestanden. Um mittelfristig wieder einen ausgeglichenen Haushalt zu haben, ohne weiter die Rücklagen anzugreifen, müssen die jährlichen Ausgaben um 500 000 Euro reduziert werden.

Als erster Schritt wurden die bisher gesondert finanzierten Funktionspfarrstellen (Schulreferat, Krankenhausseelsorge) per Beschluss in die kreiskirchliche Umlage einbezogen, um so mehr Spielraum bei Einsparungen zu haben. Bis zur Synode im Herbst soll jetzt der Kreissynodalvorstand konkrete Einsparungsvorschläge machen. Eine Erhöhung der Umlage für die Gemeinden soll es aber nicht geben.

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