Kirche sucht Darsteller für ein inklusives Theaterprojekt

Das Kinderstück soll im September aufgeführt werden. Anke Theron-Schirmer ist die Regisseurin.

Kirche sucht Darsteller für ein inklusives Theaterprojekt
Foto: Doro Siewert

Burscheid. Zehn Mitarbeiter der Werkstatt Lebenshilfe Bergisches Land in Wermelskirchen studieren derzeit zusammen mit Anke Theron-Schirmer ein Märchen im Evangelischen Gemeindezentrum an der Hauptstraße ein. Geprobt wird das Theaterstück immer montags, die Aufführung für Kinder soll im September sein.

Kirche sucht Darsteller für ein inklusives Theaterprojekt
Foto: Anke Theron-Schirmer

Damit betritt die Burscheider Theaterpädagogin, die in der Evangelischen Gemeinde für die Kinder- und Jugendarbeit zuständig ist, ein neues Terrain. Inspiriert worden für das inklusive Theaterprojekt sei sie durch einen Besuch des Theaters Rambazamba in Berlin. In dem Haus in der Bundeshauptstadt wirken unter anderem Schauspieler mit Down-Syndrom mit. Die Darsteller mit dem Handicap, heißt es dort, „sind der Grund, warum wir hier sind. Sie füllen mit ihrer anderen geistigen Ordnung eine Leerstelle in unserem Denken, sie sind der Treibstoff und die Raketen, ohne die wir nicht fliegen könnten“.

Fliegen will Anke Theron-Schirmer zwar nicht. Aber bereichern. Und zwar nicht nur die Mitarbeiter der Lebenshilfe, die schon seit Dezember proben, sondern noch weitere Personen auch ohne Behinderung, die mit auf der Bühne stehen wollen. Ob jung oder alt. „Wir gehen zumeist mit Vorurteilen auf die Menschen zu“, sagt die Theaterpädagogin. „Die können wir im direkten Kontakt mit den Menschen revidieren. Ich finde das sehr bereichernd.“ Dazu gehöre auch, dass man lernen könne, Menschen mit einer Behinderung nicht unbedingt mit Samthandschuhen anfassen zu müssen. Nach dem Motto: „Die sind ja schließlich behindert.“ Auseinandersetzung, Kritik, ja womöglich Streit — im Zusammenspiel auf der Bühne mit einem gemeinsamen Ziel könnten die Teilnehmer lernen, aufeinander zuzugehen. „Es ist ein ganz anderes Miteinander.“

Doch es gibt noch weitere Aspekte: „Wir sind zu verkopft. Die Menschen, mit denen ich gerade probe, sind sofort da. Sie können uns vielleicht beibringen, dass die Welt nicht nur tragisch und schwer ist. Wir müssen einfach nur anpacken.“ Relativ unbefangen seien beispielsweise die zehn Theaterdarsteller der Wermelskirchener Lebenshilfe im Alter von 25 bis 50 Jahren in den Gemeindesaal zum Proben gekommen — einem völlig fremden Ort. „Wo sind wir denn hier“, hätten sie gefragt — und dann losgelegt.

Unterstützt wird Regisseurin Anke Theron-Schirmer von einer Psychologin und einem Pädagogen, die selbst mitspielen und den Darstellern von der Werkstatt bekannt sind. „Das sind meine Türöffner“, sagt die Burscheiderin. So ganz vertraut geht es halt von beiden Seiten am Anfang nicht.

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