Jugendtheater: Im Dschungel der Gemütlichkeit

Die Jugendtheatergruppe der evangelischen Gemeinde brachte das „Dschungelbuch“ auf die Bühne.

Burscheid. „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“, sang Balu der Bär zur Playback-Musik — es dauerte aber am Samstag um 16 Uhr etwas länger, bis sich im Saal der evangelischen Gemeinde die heitere Gemütlichkeit eingestellt hatte. Viele Nachzügler standen vor dem Kassentisch — aber es waren keine Eintrittskarten mehr vorhanden. Trotzdem schafften es die ehrenamtlichen Ordner, alle Theaterbesucher irgendwie unterzubringen.

Auf der Bühne wartete ein stilechter Dschungel auf die Akteure aus der Geschichte vom Menschenjungen Mogli, seinen Freunden und Feinden. Der Lichtstrahl holte fünf „Wölfe“ aus dem Bühnendunkel. Bei ihnen saß Mogli und fühlte sich bei seinen tierischen Zieheltern ganz zu Hause.

Die Kinder der Theatergruppe der evangelischen Kirche hatten sich im vergangenen Jahr das „Dschungelbuch“ ausgesucht. Nach einem Skript vom Plausus-Theaterverlag Bonn beschäftigten sich zwanzig Nachwuchsschauspieler ein Jahr lang mit dem Text, der Choreographie und den Charakteren.

Bei der erstaunlich professionellen Maskengestaltung haben 15 Helfer ihrer Fantasie freien Lauf gelassen. Einfallsreich und mit sichtbar großem Arbeitsaufwand waren auch die Kostüme aus der „Werkstatt“ von Inge Hamann und Ingrid Theron gestaltet. Lebendig wurden die Figuren dann durch Dialoge und für jede Tierart passende Bewegungen.

Wie die Sache mit dem Menschenjungen Mogli sich entwickelt, gehört zu den bekanntesten Märchen der Welt — die lebendigen und so ganz nahen Figuren haben für Erwachsene ebenso wie für Kinder eine eigene Faszination. Wenn der Elefanten-Colonel seine Herde mit strengem Kommandoton vom Saaleingang bis zur Bühne führt, fühlen sich die Zuschauer selbst mitten im Geschehen.

Ob rührende Zärtlichkeit zwischen Mogli und Balu oder die fauchende Gefahr von Shir Khan, dem Tiger — jede Szene wurde von drei Beobachtern mit ätzendem Spott bedacht. Wenn die schwarzen Geier mit ihren Flügeln schlugen und mit schrillem Lachen ihren Schadenfreudentanz aufführten, bekamen sie Zwischenapplaus.

Mit einem echten Feuer auf der Bühne konnte Mogli den gefährlichen Tiger zwar nicht vertreiben — aber ein Riesen-Strauß aus Alufolie sah im Scheinwerferlicht einem Feuer zum Verwechseln ähnlich. Auch die freundliche Felsenschlange Kaa trug zum Happy-end bei: Sie hypnotisierte durch ihren „Hungertanz“ die Affenbande mitsamt König und schickte sie zurück in den undurchdringlichen Dschungel.

Von den zwanzig Darstellern stand Luka Klein zum erstenmal auf der Bühne und brachte als Milan „Chil“ im bunten Federkleid eine wichtige Nachricht zu Mogli, Balu und Baghira, dem Panther. Die Achtjährige möchte auf jeden Fall im nächsten Stück wieder mit dabei sein, ebenso wie die meisten ihrer sechzehn weiblichen und vier männlichen Mit-Akteure.

Julius Großhaus war einer der drei Spott-Geier. Er freute sich darüber, sich in immer wieder andere Charaktere hineinzudenken. In der letzten Reihe saßen Katja (8) und Dorothee (10). Katja fühlte am meisten mit den hungrigen Wölfen, und Dorothee fand den gestreiften Tiger am interessantesten, auch wenn er böse daherkam. Ihr Kommentar: „Auch Böse können schön aussehen.“

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