Jugendherberge mit Hotelniveau

Das Haus in Deutz ist das meistbesuchte in ganz Deutschland. Als Unterkunft ist es auch bei Messegästen sehr gefragt.

Köln/Rheinland. Die Erinnerungen an Jugendherbergen aus der Schulzeit ist oft sehr speziell. Das Essen gab es im Keller, die Dusche und das WC war auf dem Flur und ab und zu musste auch noch der Besen oder der Wischmob am Ende des Aufendhalts geschwungen werden. Der Herbergsvater und das Personal waren meist ziemlich streng mit den Teilnehmern im Landschulheim. Und große Schlafsäle waren nicht gerade selten.

Ganz anders wirkt da der erste Blick in der Jugendherberge in Deutz. Dort erwartet den Besucher eine moderne lichtdurchflutete Lobby mit Rezeption, einem kleinen Shop und einem Kicker, der auf seine Spieler wartet. Schon in der 50er Jahren gab es gegenüber des Bahnhofs eine Jugendherberge, 2002 wurde diese durch neue Gebäude ersetzt und erweitert.

Jugendherberge mit Hotelniveau
Foto: Stephan Eppinger

In unmittelbarer Nähe zur Messe sind dort Geschäftsleute genauso unter den Gästen wie Familien oder Schulklassen. Dazu kommen auch Gruppen und Vereine, die die gute und günstige Unterkunft nutzen. Die Preise reichen von 34 Euro für die Übernachtung im Mehrbettzimmer inklusive Frühstück bis zu 150 Euro im Doppelzimmer in Messezeiten. Im Durchschnitt kostet ein Einzelzimmer 50 und ein Doppelzimmer 80 Euro. Beliebt sind die Zimmer auch bei Konzerten in der nahen Arena sowie bei Karneval oder bei den Kölner Lichtern.

Das Angebot bei den Zimmern reicht vom schicken Einzel- oder Doppelzimmer wie in einem klassischen Hotel über die Familienzimmer bis zum Vier-Bett-Zimmer mit zwei Etagenbetten. Zwölf-Bett-Zimmer gehören in Deutz der Vergangenheit an. Zur Jugendherberge gehört zudem ein großer Tagungsbereich, der rege genutzt wird.

„Die klassische Atmosphäre gibt es teilweise noch in den Jugendherbergen im ländlichen Raum. Aber auch hier tut sich etwas — so wird in Schleiden in Eifel gerade alles neugebaut, in Montschau wurde vor zwei Jahren alles erneuert“, sagt der Deutzer „Herbergsvater“ Marc von der Brüggen. Seit 2012 ist der 44-Jährige Düsseldorfer Chef der Deutzer Jugendherberge. Zuvor war er in seiner Heimatstadt in dieser Funktion tätig. In dieser 2009 gebauten Jugendherberge, die direkt am Rheinufer liegt, fanden die NRW-Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und FDP statt. Auch der Koalitionsvertrag wurde dort unterzeichnet.

Zum Service gehört in Deutz WLAN genauso wie Frühstück mit Büffet oder das Essen in Halbpension. Dusche und WC auf den Zimmern sind selbstverständlich. Auch Fernseher sind dort möglich. „Wir müssen unseren Gästen heute schon etwas bieten. Die Konkurrenz von normalen Hotels gibt es auch bei Schulklassen, die eine Unterkunft suchen. Da sind die Ansprüche gestiegen. Wir haben uns hier gut positioniert“, sagt von der Brüggen. Die meisten Gäste kommen neben Deutschland aus Benelux, Großbritannien und Frankreich. „Es kommen aber auch Leute aus den USA und China“, berichtet der Oberbilker.

Als Herbergsvater lässt sich von der Brüggen gerne bezeichnen. „Wenn man im Urlaub ist und erzählt, was man beruflich macht, sind die Reaktionen positiv. In Sachen Jugendherberge kann fast jeder seine Geschichten aus seiner Jugend und der Schulzeit erzählen.“

Im barrierefreien Haus in Deutz gibt es 506 Betten. Im vergangenen Jahr gab es dort 106000 Übernachtungen, ähnlich viele Gäste hatte die gleichgroße, 2010/11 modernisierte Jugendherberge in Riehl. Damit liegen die beiden Häuser bundesweit an der Spitze. „Insgesamt haben wir in Köln 1200 Betten. Das dritte Haus ist ‘Pathpoint’ das Hostel für Backpacker in einer ehemaligen Kirche an der Allerheiligenstraße“, sagt Marcus Höck, Leiter von Go2City einem internen Reisebüro, das Stadt- und Klassenfahrten für 9. bis 13. Klassen organisiert.

Zu den großen modernen Jugendherbergen gehören im Rheinland neben Köln Duisburg mit zwei Häusern, Düsseldorf und Bonn. „Wir organisieren alles von der Anfahrt über die Verpflegung und Übernachtung bis zum Programm für die Schüler, das sich oft nach dem Lehrplan ausrichtet. So steht in Düsseldorf oft Literatur im Mittelpunkt, während Köln zu den Römern viel zu bieten hat. Alles kann aus Bausteinen individuell zusammengestellt werden. Dazu zählen dann auch Freizeitausflüge wie ins Phantasialand oder in den Zoo“, sagt Höck.

Sehr beliebt ist in der Domstadt die Stadtführung „Köln unterirdisch“. Angesagt sind aber auch Musicals, Rheinrafting oder ein Besuch im Schokomuseum. „Und für ältere Schüler ist auch mal eine Brauereiführung interessant.“ Es komme auch vor, dass ältere Schüler ihre Klassenfahrt nach ihren Wünschen selbst organisieren.

Insgesamt gibt es bundesweit etwa 450 und im Rheinland 35 Jugendherbergen. Eine Million Übernachtungen können die Häuser in Deutschland pro Jahr verzeichnen. Das Jugendherbergswerk hat im Rheinland derzeit 328000 Mitglieder.

Zu den besonderen Häusern zählt das im Naturerlebnispark Panabora im bergischen Waldbröl. „Dort gibt es Erlebnisdörfer mit Baumhäusern, asiatischen Jurten oder südamerikanischen Stelzenhäusern. Der Baumwipfelpfad ist der einzige in der Region“, erklärt Höck. Eine Sportjugendherberge gibt es in Duisburg gegenüber des MSV-Stadions. Dort finden sich Beachvolley- und Kunstrasenplätze sowie eine Indoor-Sporthalle.

djh-rheinland.de

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