Jugend musiziert: Noten zum Glänzen und Grillen

Erstmals seit fast 30Jahren nimmt am Montag wieder ein Burscheider Ensemble am Bundeswettbewerb teil.

Burscheid. Jonas Lefers hat eine klare Meinung zur "Morgenmusik" von Paul Hindemith (1895-1963) und der "Suite Sud-Americaine" von Jean-François Michel (*1957): "Irgendwann hängen einem die Stücke zum Hals raus." Entsprechend ist das Schicksal der Notenkopien auch schon besiegelt: Wenn alles vorbei ist, wird damit ein Feuer zum Grillen angezündet.

Aber einmal müssen sich der 13-jährige Trompeter und seine Mitmusiker Niklas Haas, Lucas Lies und Johannes Mielke noch zusammenreißen: Am Montag treten sie als Blechbläserquartett Krass Brass mit den beiden Werken beim Bundeswettbewerb von "Jugend musiziert" an.

Wenn das Burscheid/Wermelskirchener Ensemble um 9.40 Uhr in der Kategorie "Gemischtes Bläserensemble" vor die Jury tritt, ist die Burscheider Musikszene erstmals seit 1979 wieder auf der höchsten Ebene vertreten: Damals bestritt das "Burscheider Bläserensemble" den Wettbewerb in Berlin - mit dem späteren OVH-Vorsitzenden Günter Haas in seinen Reihen, Onkel des heutigen Krass Brass-Posaunisten Niklas.

Niklas und Jonas waren es auch, die den Anstoß für die Gründung des Quartetts gaben, das zielgerichtet für den diesjährigen Wettbewerb zusammenfand. Mit durchschlagendem Erfolg: Sowohl beim Regionalwettbewerb im Januar als auch auf Landesebene im März erhielten die vier jungen Musiker mit jeweils 24 von 25 möglichen Punkten einen der begehrten 1.Preise. Klar, dass sie daran am liebsten auch in Saarbrücken anknüpfen wollen.

Noch sehen sie der Herausforderung gelassen entgegen. Die Aufregung kommt später. "Die ersten Töne sind immer die heikelsten", weiß Lucas. Jonas beruhigt sich angesichts der Jury meist mit dem Gedanken: "Das sind ja auch nur Menschen, die tun einem nichts." Und wenn die Unruhe zu groß wird, orientiert sich das Ensemble an seinem Ältesten: "Johannes ist der Ruhestifter", sagt Niklas. "Er ist der Konzentrierteste von uns allen."

Die Vorbereitung war nicht immer einfach. Drei Lehrer bei vier Musikern, da musste das Quartett mitunter sich widersprechende Anweisungen verpacken. Inzwischen stimmen sich die Lehrer aber besser ab und Reinhold Felthaus, der Jonas und Johannes unterrichtet, hat ein wenig die Federführung übernommen. Lehrer und Eltern bescheinigen ihren Schützlingen, sich innerhalb des Wettbewerbs musikalisch noch einmal enorm entwickelt zu haben.

Geht es nach "Jugend musiziert" weiter mit Krass Brass? Zumindest gibt es noch ein paar Konzerttermine und Günter Haas hat schon einmal neue Noten bestellt. Auf jeden Fall bleiben die Jungmusiker aber den Orchestern der Region erhalten - und streben zum Teil schon den professionellen Weg an: Johannes ist bereits Jungstudent an der Folkwang-Musikhochschule, Jonas will ihm "auf jeden Fall" nacheifern. Niklas ist sich noch nicht so sicher, Lucas kann sich ein Berufsleben als Musiker "eher nicht" vorstellen.

Jonas wird in Kürze gar in vier Orchestern mitwirken. Dort trifft er Gleichgesinnte, die er sonst vermisst: "An der Schule findet man keinen, der sagt, Bruckners 8. Sinfonie, die kenne ich, die ist cool."

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