Jubiläum: Den Bauern ein Helfer in der Not

Vor 75 Jahren wurde der Betrieb Heimann in Schlesien gegründet. In diesem Jahr folgt mit Markus Heimann der Wechsel in die dritte Generation.

Burscheid. Eigentlich heißt der Betrieb in Sträßchen ja "Heimann Land- und Gartentechnik". Aber auch Uhrmacher Alfred Breidbach verlässt die Werkstatt gerade mit einem zufriedenen Gesicht. In der Hand hält er einen neuen Schlagwerkhammer für eine über 200 Jahre alte bergische Standuhr. Bei Heimann sind nicht nur Hilfe suchende Landwirte richtig.

"Kundenzufriedenheit", so heißt das Credo von Theo Heimann. Dafür nimmt der 72-Jährige auch schon mal Aufträge an, die eher mit Liebhaberei als mit Wirtschaftlichkeit zu tun haben. So hat er es von seinem Vater gelernt, so hat er es selbst immer gehalten, so wird es auch in Zukunft bleiben. Denn die hat der Betrieb, auch wenn die Zeiten schwerer geworden sind.

75 Jahre besteht die Firma in diesem Jahr, im Dezember soll gefeiert werden. Alte Burscheider, die jetzt zögern, müssen nicht an ihrem Erinnerungsvermögen zweifeln: Die Gründung erfolgte 1933 im fernen Schlesien, wo sich Heimanns Vater Paul in seiner Landschlosserei noch vornehmlich dem Hufbeschlag und dem Fahrzeugbau widmete.

Nach Gefangenschaft und Vertreibung landete die Familie Heimann in Burscheid, wo der Vater neu anfing - erst in der Montanusstraße, dann ab 1953 auf eigenem Grund und Boden in Sträßchen, unmittelbar neben dem heutigen Jugendzentrum Megaphon.

Ende der 70er Jahre übernahm Theo Heimann den väterlichen Betrieb. Dort hatte er zuvor selbst gelernt und darf sich noch mit den staatlich geprüften Titeln "Hufbeschlagschmiedemeister" und "Schmiedemeister" schmücken. Doch mit dem Rückzug der Pferde aus der Landwirtschaft verlagerte sich das Gewicht mehr und mehr auf Traktoren und alle anderen Formen von Landmaschinen.

Heute steht der Ausbildungsbetrieb mit seinen vier Angestellten auf drei Säulen: der Reparatur und dem Verkauf von Landmaschinen, unter anderem als Vertragshändler der Marke Case, dem Handel mit Rasenmähern und Kommunalmaschinen sowie der Bauschlosserei.

Aber was sagt das schon über das wirkliche Serviceangebot in Sträßchen aus? Da gibt es auch Notrufe wie den an einem Heiligabend: Die Melkanlage funktioniere nicht mehr, der Elektromotor sei durchgebrannt. Dann wühlt Heimann in seinem Bestand, treibt noch einen Motor auf - und die prallen Euter können auch am Festtag entlastet werden.

Dieser direkte Draht zu den Bauern ist es, der Heimann bis heute am meisten Spaß macht. Landmaschinenhandel, das sei "ein Blick in die Herzen der Familien". Er hält nicht viel von Verkaufsgesprächen allein mit dem Landwirt. "Was nützt mir ein Betrieb, der nachher nicht zahlen kann?" Männer verlieren beim Gespräch über das Wünschenswerte halt gerne mal den Blick für das Machbare.

Also fährt Heimann auf den Hof, diskutiert im Familienverbund die Investitionen, die schnell zwischen 40000 und 110000 Euro ausmachen. Dann gibt es Kaffee und Kuchen - und Schnaps. "Ich musste schon manches Mal anschließend mit dem Taxi nach Hause fahren."

Inzwischen hat sich der Lieferradius mehr und mehr vergrößert. Die Zahl der Bauern nimmt ab, dafür sind sie meist besser ausgebildet und nehmen Reparaturen zunehmend in die eigene Hand. Also geht Heimann mitunter auf Reisen: Unlängst wurde ein Hoftruck bis nach Prenzlau in Brandenburg geliefert.

Einen eigenen Trecker besitzt Theo Heimann, seit 55Jahren auch Bassist im Kirchenchor, bei aller beruflichen Nähe übrigens nicht. Ab und zu steht mal ein Liebhaberstück in der Werkstatt und wird restauriert - wie seit über einem Jahr der Deutz, Baujahr 1958, mit seinen 15PS. "Aber wenn er wieder läuft, wird er verkauft." Irgendetwas anderes zum Frickeln wird sich schon wieder finden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort