Jubelempfang am Straßenrand

Keine Aktionen auf dem Markt, keine Profiteams. Aber einen Blick auf die Sportler wollten viele erhaschen.

Burscheid. Eine knappe Million Menschen verfolgt jährlich den Radsportklassiker "Rund um Köln". In der über hundertjährigen Geschichte des Rennens fiel am Sonntagmorgen in Reichshof-Wehnrath bei der Ralf Bohle GmbH zum 93. Mal der Startschuss.

Nachdem die Tour bereits im vergangenen Jahr wegen Schneechaos abgesagt werden musste, stand das Rennen auch an diesem Ostermontag auf der Kippe. Schuld daran war wieder das Wetter, diesmal der dichte Nebel.

Um 10.30 Uhr ist aber alles klar, die Radsportler können wie geplant starten und im Bergischen Land wird allgemein aufgeatmet. So auch in Burscheid. Schon Punkt zwölf Uhr ist die Kreuzung an der Kreissparkasse dicht besetzt von Radsportfans jeden Alters. Trotz der Serie von Dopingskandalen im Profiradsport der vergangenen Jahre zeigt sich, dass nach wie vor so großes Interesse besteht.

Aber viele Zuschauer sehen das eher pragmatisch. So auch Heinz Pulvermacher: "Was soll man davon schon halten? - Natürlich nicht viel!" Dass er trotzdem am Straßenrand steht, wenn das Hauptfeld erwartet wird, ist für den 68-Jährigen aber selbstverständlich: "Ich bin jedes Jahr dabei, einfach weil ich hier wohne und sich die Verwandtschaft hier versammelt."

Insgesamt lassen sich die Zuschauer sowohl von den Dopingaffären als auch vom trüben Wetter wenig beeindrucken. Entlang der Strecke herrscht ausgelassene Feierlaune. Vielleicht liegt das ja an den Neuerungen, die umgesetzt wurden, um das Rennen noch zu retten. Die Veranstalter um Artur Tabat hatten auch auf Druck des WDR in diesem Jahr erstmals nur Nationalmannschaftsteams zugelassen, insgesamt waren acht Nationen beteiligt.

Darüber hinaus hatte man sich zur 93. Auflage des Klassikers Hilfe für die Dopingkontrollen geholt, um weiteren Negativschlagzeilen entgegenzuwirken.

Auch Erwin Hempel (72) bedauert zwar, "dass sich viele nicht an Regeln und Fairness halten und der ganze Sport darunter leidet", dennoch ist er zum vierten Mal als ehrenamtlicher Ordner dabei und unterhält nebenbei noch das Publikum am Straßenrand.

Wenn dann auch noch Rudi Altig im Cabrio vorbeifährt und die Polizei über das Megaphon "Frohe Ostern!" verkündet, können die Zuschauer kaum anders als gute Laune haben. So wird den Radprofis dann auch ein gebührender Jubelempfang bereitet, als das Feld um kurz nach halb eins die Burscheider Innenstadt durchquert.

Eines scheint sicher: Egal, wie viele Dopingskandale den Radsport auch erschüttern mögen, "Rund um Köln" scheint immer gern für ein bisschen gute Stimmung und den ein oder anderen Plausch mit den Nachbarn genutzt zu werden.

Allerdings löst sich die Menge anschließend auch schnell wieder auf. Weil sich die Sponsoren von der Unterstützung zurückgezogen hatten, gibt es in diesem Jahr auf dem Marktplatz keine weiteren Angebote.

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