Johnson Controls: Nur die Datenverarbeitung bleibt

Erste Gespräche mit Haan wurden schon vor einem Jahr geführt. Von 1900 Mitarbeitern ziehen nur 40 nicht um.

Burscheid. Jetzt ist es offiziell: Am Mittwoch bestätigte Johnson Controls (JC) den Umzug der Europazentrale von Burscheid nach Haan. In vier Bauabschnitten sollen auf einer Gesamtfläche von 60 000 Quadratmetern Büros, Kantinen, Konferenz- und Besprechungsräume entstehen.

Man gehe davon aus, dass die ersten Mitarbeiter 2014 in die neue Zentrale einziehen können. „Der vollständige Umzug soll je nach Baufortschritt spätestens 2017 abgeschlossen sein“, heißt es in einer Mitteilung.

„Ich bin traurig, dass alle Bemühungen der letzten Wochen nichts genützt haben“, reagierte Bürgermeister Stefan Caplan auf die Entscheidung. Er dankte seinen Mitarbeitern und allen Partnern, die bis zuletzt versucht hatten, Johnson Controls in der Stadt zu halten.

Dem Vernehmen nach waren zum Schluss nur noch Haan und Burscheid im Rennen, während andere Bewerber schon ausgeschieden waren.

Im Rathaus war man aber auch erst seit viereinhalb Wochen über die Standortsuche des Konzerns informiert. Mit Haan hatte JC dagegen schon vor einem Jahr erste Gespräche geführt. Das bestätigte der Leiter der strategischen Planung, Manfred Rotterdam.

„Bis jetzt habe ich mich zu 100 Prozent darum gekümmert, dass sich JC für Burscheid entscheidet. Nun müssen wir nach vorne schauen und genauso 100 Prozent dafür geben, den Ausfall zu kompensieren“, sagte Caplan.

Bereits am Donnerstag soll er von JC einen Ansprechpartner genannt bekommen, der die Stadt bei der Suche unterstützen wird. Denn das Unternehmen hat ein Eigeninteresse an einer guten Lösung: Das Hauptgebäude der Zentrale und das Hochregallager in Massiefen befinden sich in Firmenbesitz, weitere acht Gebäude im Industriegebiet sind angemietet.

Von den 1900 Mitarbeitern werden am Ende des Umzugsprozesses nur etwa 40 in Burscheid bleiben. Die Datenverarbeitung wird nicht mit nach Haan wechseln. Die gerade erst eingeweihte Schlittenanlage für Crashtests soll dagegen abgebaut werden und mit umziehen, sagte Unternehmenssprecher Ulrich Andree.

Welche Summe JC in seine neue Zentrale investiert, ist nicht bekannt. Laut Rotterdam sei man sich des Risikos bewusst, dass bisher in Haan-Gruiten noch gar kein Baurecht besteht. Aber anscheinend waren die ansonsten optimalen Rahmenbedingungen ausschlaggebend. Das betrifft auch die Anbindung an den ÖPNV und die Autobahn.

Die Mitarbeiter in Burscheid wurden am Mittwochvormittag erst am Ende einer Mitarbeiterversammlung von Bryan Gray, dem Standortverantwortlichen für die Europazentrale, über die Pläne des Unternehmens informiert.

Insgesamt soll die Reaktion verhalten bis neutral ausgefallen sein. Analysen des Konzerns haben ergeben, dass sich durch den Umzug und die Zusammenlegung von zehn Standorten der Region für etwa 50 Prozent der Mitarbeiter der zeitliche Aufwand der Anfahrt vergrößert und für die andere Hälfte verringert.

In einem Schreiben an die Fraktionsvorsitzenden sicherte Manager Rotterdam zu, man wolle das soziale Engagement in Burscheid „für eine Übergangsphase von fünf Jahren aufrechterhalten“. Es werde zu der bisherigen Praxis „keine Abstriche geben“, ergänzte er gegenüber dem BV.

Nach seiner Aussage ist im Zuge der Zusammenlegung der Standorte nach den jüngsten Firmenaufkäufen an keinerlei Stellenabbau gedacht, „sondern wir sind in der glücklichen Lage des Wachstums und werden eher mehr Stellen schaffen“. Der möglichen Konsequenzen, die sich aus dem Fortzug für Burscheid ergeben, sei man sich bewusst. „Deshalb haben wir auch unsere Hilfe angeboten bei der Suche nach Nachfolgefirmen.“

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