Jecken tanzen aus der Reihe

Am ersten Karnevalswochenende wurden das große und das kleine Dreigestirn proklamiert. Im Marriott Hotel gab es die Damenparty, auf dem Neumarkt die Volkssitzung.

Köln. Unter großem Jubel wurde am Freitagabend im Gürzenich das Kölner Dreigestirn proklamiert. Prinz Michael II, Bauer Christoph und Jungfrau Emma sind nun die neuen Narrenherrscher. „Für uns geht ein Traum in Erfüllung. Die nächsten Wochen werden für uns Drei eine einzigartige Erfahrung sein, dafür bedanken wir uns bei allen, die uns bis hierhin geholfen haben — allen voran unsere Nippeser Bürgerwehr“, sagt der Prinz. Sein Traditionskorps stellt bereits zum vierten Mal das Dreigestirn. Oberbürgermeisterin Henriette Reker nutzte die Proklamation für einen humorvollen und natürlich kölschen Appell mit ernstem Hintergrund: Sie spielte auf die Vorfälle am 11.11. an, die mit Karneval nicht nur aus ihrer Sicht nichts zu tun haben: „Us der Reih ze danze hät nur dann Charme, wann die Reih och noch als Reih ze erkenne es. Dat müsse mer widder op de ‚Reih’ krieje.”

Das diesjährige Motto wurde mit dem Neunertanz aller Tanzpaare der Traditionskorps und dem erstmals gezeigten Gemeinschaftstanz aller Kölner Tanzgruppen mit 60 Tänzern auf der Bühne eindrucksvoll umgesetzt. Zu den Gästen im Saal gehörten auch Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki, Torwartlegende Toni Schumacher, WDR-Intendant Tom Buhrow, Sängerin Marie-Luise Nikuta, NRW-Innenminister Herbert Reul und Bildungsministerin Yvonne Gebauer.

Gleich nebenan im Maritim gab es die erste große Mädchensitzung der Session. Veranstaltet wurde diese zum zweiten Mal gemeinsam von Schnüsse Tring und den Fidelen Fordlern. Beide Präsidenten erschienen auf der Bühne, beim Elferrat löste man sich ab. Die rund 1300 Damen im ausverkauften Ballsaal konnten unter anderem Brings, Kasalla und Schlager Sänger Olaf Henning bejubeln.

Für das Dreigestirn ging es am Samstag direkt zur ersten Tour durch die Stadt. Insgesamt absolviert das Trio mit seiner Equipe mehr als 400Auftritte in der Session. Eine besondere Station war dabei am Samstagnachmittag die Volkssitzung von Alt Köllen auf dem Neumarkt, wo die Jecken ihre neuen Tollitäten lautstark feierten. Stark war die Ansprache des Prinzen an sein jeckes Narrenvolk und das Lied „Drei Junge us Nippes“ rockte das rot-weiße Zelt. Die „Volksproklamation“ gibt es bereits seit 35 Jahren und war auch mit 4000 Jecken an beiden Tagen in diesem Jahr wieder restlos ausverkauft. Heute gibt es im großen Zelt ab 15 Uhr noch die Mädchensitzung „Nümmaats Wiever“ — hierfür gibt es noch Karten für die Damen.

Zu den Höhepunkten des ersten Karnevalswochenendes war definitiv die Damenparty der Stattgarde Colonia Ahoi im Marriott. Unter dem Motto „Circus Colonia — Manege frei“ kamen die Gäste mit prunkvollen, schrillen und kreativen Abendroben in den Ballsaal des Hotels. Von Zirkusdirektorin über Clowns und Dompteurinnen bis zu wilden Tierchen war die gesamte Zirkuswelt bei der Party vertreten. Empfangen wurden die Damen von Präsident André Schulze Isfort, der als Stattgarde-Mariechen unterwegs war.

Zu seinen Gästen zählten auch zahlreiche Mitglieder früherer Dreigestirne — darunter war auch René Sion, der als Jungfrau für die Bürgergarde im Einsatz war. „Es ist gar nicht so einfach, ein Abendkleid in meiner Größe zu finden. Das Schminken hat meine Frau Belén übernommen. Als ehemalige Jungfrau habe ich es etwas leichter als die Bauern und Prinzen“, sagt der 49-Jährige schmunzelnd.

Jecken tanzen aus der Reihe
Foto: Stephan Eppinger

Viel Zeit haben die Damen in ihr Outfit investiert: „Das waren bei mir fast 50 Stunden. Ich bin die Assistentin des Messerwerfers, die drei Messer abbekommen hat“, sagt Thomas aus Köln, zu dessen Kostüm auch eine Zielscheibe gehört. Als „Traum aus Blumen“ ist Daniel unterwegs. „Das Kostüm habe ich abgekauft. Die Vorbereitung hat aber heute Nachmittag etwa drei Stunden gedauert.“

Aufgemotzt haben Jochen und Martin aus Hennef ihr traumhaftes Outfit. Dazu gehört pro Dame auch eine komplette Lichterkette. „Als Zirkuspferde wollten wir nicht gehen. Da fanden wir die Stars in der Manege schon besser“, sagt eine der Lichtgestalten. In einem wallenden Traum aus pinkem Glitzerstoff ist Tante Gladice an diesem Abend unterwegs. „Lange habe ich dafür nicht gebraucht. Ich bin Travestiekünstler und habe die entsprechende Erfahrung für so ein Outfit. Das Anziehen und Schminken dauert etwa anderthalb Stunden.“

Als schrille Trapezkünstler sind Matthias und Carlo im Ballsaal angekommen. „Es dauert etwas, bis man alles zusammen hat. Aber als Kostümbildner hat man zum Glück einen gewissen Fundus.“

Gestern Nachmittag wurde im Theater am Tanzbrunnen das Kinderdreigestirn von Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn und OB Henriette Reker proklamiert. Für Prinz Balthazar I., Bauer Kai und Jungfrau Marie war dies der Startschuss für die Session und den vielen Auftritten in der Stadt. Musikalisch sorgten Miljö und Querbeat für Stimmung beim jecken Nachwuchs.

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