Jazzmusik: Wrobel in der Rolle von Goodman

Der Burscheider Klarinettist spielt in einer Woche in den USA das legendäre Konzert von 1938 nach.

Jazzmusik: Wrobel in der Rolle von Goodman
Foto: privat/dpa

Burscheid. „The Famous Carnegie Hall Concert 1938“ — so heißt ein Jazzalbum des Swing-Klarinettisten und Bandleaders Benny Goodman (1909—1986), das mittlerweile so legendär ist wie das Konzert, bei dem die Aufnahme entstand. Dabei wurde die Doppel-LP erst zwölf Jahre nach Goodmans Auftritt in der weltberühmten New Yorker Carnegie Hall veröffentlicht.

Jazzmusik: Wrobel in der Rolle von Goodman
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Goodman war zwar nicht der erste Jazzmusiker, der im Konzerttempel der klassischen Musik auftreten durfte. Aber dennoch gilt sein Konzert vom 16. Januar 1938 als Meilenstein für die Geschichte des Jazz und seiner Anerkennung.

Nächste Woche Freitag wird der Burscheider Klarinettist Engelbert Wrobel seinen Koffer packen. Er wird ins Flugzeug steigen und in die USA fliegen. Einen Tag später wird er in der Kleinstadt North Andover im US-Bundesstaat Massachusetts auf die Bühne des katholischen Merrimack College steigen und den Solopart einer musikalischen Zeitreise übernehmen: 77 Jahre nach Goodmans Auftritt in der Carnegie Hall wird sein Konzert komplett nachgespielt.

Das geschieht zwar nicht zum ersten Mal. Schon oft haben Big Bands das komplette Set von 1938 präsentiert. Der deutsche Bandleader Andrej Hermlin und sein Swing Dance Orchestra haben damit bereits eine ganze Tournee bestritten. Aber für Wrobel ist es eine besondere Ehre, als Europäer für diesen amerikanischen Jazzklassiker eingekauft worden zu sein.

Der Burscheider steht mit der Big Band des US-Schlagzeugers Brooks Tegler auf der Bühne. Die beiden kennen sich vom Jazzfestival im japanischen Kobe. Tegler gilt als begnadeter Drumer im Stil des Goodman-Schlagzeugers Gene Krupa und schreibt über sein Vorbild auch gerade ein Buch.

Gut zwei Stunden wird der Auftritt dauern, die Stücke werden in den original Arrangements aufgeführt, „aber Goodmans Soli spiele ich nicht nach“, sagt Wrobel und lacht: „Ich muss nur wissen, wann mein Einsatz ist und in welcher Tonart wir spielen.“

Dem Understatement steht intensive Arbeit gegenüber: Seit dem Ende seiner letzten Tournee mit den japanischen Freunden Ende März übt Wrobel das Programm in seinem Haus in Sauers Weiden, damit die Einsätze sitzen. Viele Stücke kennt er gut, weil er seit 20 Jahren schon dem Kölner King of Swing Orchestra angehört, das sich der Musik Goodmans verschrieben hat. Aber nicht immer stimmen die Arrangements überein.

Manche befreundete Musiker wird Wrobel nächste Woche in der Big Band wiedersehen. Eine Anlage gibt es — wie vor 77 Jahren — nicht. Aber er wird sich schon Gehör verschaffen. Dass die Basis der Band stimmt, darauf vertraut er jedenfalls blind: „Wenn Brooks am Schlagzeug sitzt . . .“

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