International Hot Jazz Quartet im Konzert: Die therapeutische Wirkung des alten Jazz

Das International Hot Jazz Quartet kann gar nicht anders, als gute Laune zu hinterlassen.

Burscheid. Es wird der Tag kommen, an dem es Konzertbesuche beim International Hot Jazz Quartet auf Rezept gibt — für alle Depressionsgeplagten, Miesepeter und Sorgenbeladenen. Denn eigentlich kann man nach einem Auftritt der vier Jazzvirtuosen den Saal nur besser gelaunt verlassen, als man ihn betreten hat. Rund 280 Gäste im Haus der Kunst wurden am Mittwochabend wieder Augen- und Ohrenzeugen der heilsamen Wirkung von Musik.

Das Quartett um Burscheids Aushängeschild Engelbert Wrobel braucht genau ein Stück, um seine therapeutische Wirkung zu entfalten. Nach „Havin’ a ball“ sind die Herzen des meist älteren Publikums gewonnen und gehen für die nächsten zweieinhalb Stunden auch nicht mehr verloren.

Man muss dabei kein eingefleischter Fan des Hot Jazz sein, um sich an diesem Abend anstecken zu lassen: von Wrobels offenbar nie versiegender Fröhlichkeit; und vom hohen musikalischen Können, das alle vier Musiker entfalten, wenn sie sich lässig die Soli zuwerfen oder anspruchsvollste Läufe traumwandlerisch sicher gemeinsam durchjagen, ohne je ihre akkurate Lässigkeit zu verlieren.

Schlagzeuger Bernhard Flegar aus Ulm stellt seine verspielte Brillanz vor allem bei „Mission to Moscow“ unter Beweis. Trompeter Duke Heitger aus New Orleans und Wrobel an Tenorsaxofon und Klarinette treiben ihre Instrumente im wahrsten Sinne atemberaubend immer wieder in die höchsten Höhen. Der Mann vom Mississippi kann zu allem Überfluss auch noch auf sympathisch zurückgenommene Art singen, wovon er im Laufe des Abends zweimal Gebrauch macht.

Und der Italiener Paolo Alderighi schließlich stobt nicht nur bei seinem Solostück, Fats Wallers „Handful of keys“, gleichermaßen technisch wie musikalisch auf höchstem Niveau über die Tasten des Burscheider Flügels, dass es eine Freude ist.

Wenn es denn etwas zu beklagen gibt, dann allenfalls, dass nur zwei Balladen inmitten dieses Jazz-Feuerwerks aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entschieden zu wenig sind. Wenn sich Wrobels Tenorsaxofon bei Lester Youngs „Prisoner of love“ samtig rau an die Gehörgänge schmiegt, mag man sich von der Vorstellung überhaupt nicht mehr verabschieden, an irgendeiner amerikanischen Bar mit einem x-beliebigen Drink in der Hand der Herzensdame für Stunden in die Augen zu sehen.

Für Mai 2014 hat Wrobel seinen nächsten Heimauftritt angekündigt. Mit einem vollen Haus kann er rechnen.

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