Immer mehr Indianer vertrauen der Urwaldklinik

Vorsitzender Bernhard Rappert von Perureise zurück.

Immer mehr Indianer vertrauen der Urwaldklinik
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Burscheid. Helfer im Urwald zu sein, verlangt große Opfer. Als in diesem Monat ein neunjähriger Indianerjunge aus einem entlegenen Dorf im peruanischen Amazonasgebiet geborgen wird, nachdem er in eine Schussfalle geraten war, erkrankt einer der Mitarbeiter des Freundeskreises Indianerhilfe im Anschluss an einer schweren Malaria. Nun liegt er selbst in Iquitos, der Hauptstadt der Urwaldregion Loreto, flach, um sich von der Krankheit zu erholen.

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Doch ansonsten hat der Burscheider Kardiologe Bernhard Rappert, Vorsitzender des Freundeskreises Indianerhilfe, überwiegend positive Eindrücke von seiner dreieinhalbwöchigen Perureise mitgebracht. Vor allem den, dass der Verein mit seinen Zielen vorankommt, zur Unterstützung der Urarina-Indianer Netzwerke zu bilden, den Staat stärker einzubinden und Selbstständigkeit zu fördern.

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Der Stamm hat immer sehr zurückgezogen gelebt. Geschätzte 15 000 Urarinas leben im Amazonasgebiet, höchstens die Hälfte von ihnen ist offiziell überhaupt registriert. Mit grotesken Folgen: „Wenn wir Kranke hatten, die wir evakuieren mussten, mussten wir erst Leute suchen, die ihnen ähnlich sehen und einen Pass besitzen. Denn sonst sind sie überhaupt nicht versichert“, erzählt Rappert.

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Inzwischen hat es der Verein geschafft, die Behörden dafür zu gewinnen, den Urarinas Geburtsurkunden und Personalausweise auszuhändigen. „Erstmals in den 16 Jahren, in denen wiram Rio Chambira engagiert sind, ist jetzt der Bürgermeister der Region mit zehn Mitarbeitern mitgekommen und hat die Urkunden verteilt.“ Ein Glücksfall: „Bisher hatte jeder vor dem anderen Angst.“

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Auch unter den Indianern wächst das Vertrauen zum Verein. 38 ihrer Dörfer werden mittlerweile von der Urwaldklinik Tucunaré versorgt, die selbst erst nach strapaziösen Bootsfahrten zu erreichen ist. Vier Ausfahrten benötigt das meist für zwei Jahre engagierte ärztliche Team des Vereins, um sie alle jeweils einmal im Quartal zu besuchen, Behandlungen anzubieten und Impfungen vorzunehmen. Die längste Reise dauert elf Tage. Immerhin: Inzwischen beteiligt sich die regionale Gesundheitsbehörde mit Benzinfässern an den hohen Fahrtkosten.

Aber auch andere Entwicklungen geben Anlass zur Hoffnung. Als Modellprojekt hatte der Verein auf dem Klinikgelände einen Kindergarten für die Indianerkinder gegründet, um sie auf die näherrückende Zivilisation vorzubereiten und ihnen Grundkenntnisse der spanischen Sprache zu vermitteln. Jetzt hat der Bürgermeister angekündigt, in sechs Dörfern am Flussufer Kindergärten zu bauen.

„In Peru tut sich viel Positives“, ist Rappert überzeugt, auch wenn er glaubt, dass sich der Verein noch einige Jahre am Rio Chambira engagieren muss. Zum Jahresende wird wieder ein neues Team für die Klinik gesucht.

Aber die ärztliche Versorgung ist längst nicht alles. Rapperts Zukunftsvision: die Entwicklung einer Ziegelpresse. Bisher werden die Ziegel nur gebrannt. Das verbraucht wertvolles Regenwaldholz und schädigt die Umwelt. Den Lehm in einer mobilen Anlage durch hohen Druck in Form zu pressen, „wäre die Krönung unserer Arbeit“. Allein: Noch fehlt das Geld. „Für die Verwirklichung bräuchten wir 100 000 Dollar.“

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