Im Bürgerbus durch die Sommerhitze

Innerhalb von vierzig Minuten fährt die Linie 249 zwei Runden durch Burscheid.

Burscheid. Das Thermometer zeigt mehr als 30 Grad im Schatten an, als Reiner Adams den gelben Bürgerbus auf den Busbahnhof lenkt. Es ist 14.30 Uhr, Angelika Urbahn hat seit etwa einer halben Stunde Feierabend und wartet jetzt im Schatten der Bäume darauf, nach Hause gefahren zu werden. „Normalerweise gehe ich zu Fuß“, sagt sie. „Aber wenn ich eingekauft habe oder wenn es so warm wie heute ist, dann nehme ich auch gern den Bürgerbus.“

Im Innenraum des Mercedes Sprinter ist es angenehm kühl. Die Klimaanlage läuft auf Stufe vier, im Radio spielt Phil Collins „You’ll be in my heart“. Außer der 58-Jährigen will jetzt noch niemand vom Busbahnhof mitfahren. „Vormittags wird unser Angebot stärker genutzt“, sagt Adams. Der freundliche Mann mit dem Schnurrbart trägt ein gestreiftes Polohemd und orangefarbene kurze Hosen. „Normalerweise fahren bis zum Mittag etwa zwei Drittel der Passagiere mit. Heute kommt aber auch noch die Hitze dazu. Da sind die meisten lieber zu Hause.“ Rund 13 000 Fahrgäste transportieren die freiwilligen Fahrer jährlich.

Vom Busbahnhof geht es über die Montanusstraße nach links auf die Hauptstraße und gleich wieder links in die Höhestraße. Bis zur Haltestelle „Zum Mühlenfeld“ will niemand zu- oder aussteigen — hier stehen nun vier Personen. „Das ist unsere am stärksten frequentierte Haltestelle“, sagt der 69-jährige Busfahrer.

Ein Mann mit zurückgekämmten Haaren, eine jüngere Frau, die zusammen mit einer älteren unterwegs ist und eine weitere Frau mit einem Rollator steigen ein. Reiner Adams zieht die Handbremse an, steigt aus und geht um den Bus herum, um die Gehhilfe hinten in den Kofferraum zu stellen. „Das gehört dazu“, sagt er. „Wenn jemand einen Rollator dabei hat, helfen wir beim Ein- und Ausladen.“

Seit dem 2. Mai 2005 gibt es den Bürgerbus in Burscheid, Reiner Adams ist seit dem ersten Tag dabei. „Ich bin damals in Altersteilzeit gegangen und habe einen Freizeitausgleich gesucht“, erzählt er. „Da kam dieses Angebot gerade recht.“ Nachdem er den Personenbeförderungsschein gemacht hat, fährt er nun regelmäßig die Vormittags- oder Nachmittagstour. Insgesamt 130 Kilometer legt der Bus an einem Tag zurück.

Zurück am Ausgangspunkt Busbahnhof hat Adams inzwischen sieben Passagiere befördert, eine Mitfahrerin sitzt noch im Wagen. „Im Grunde fahren wir eine Acht“, sagt der Busfahrer, „im zweiten Teil geht es an den Discountern vorbei.“

Während es im angenehm temperierten Bus wieder die Hauptstraße bergab geht, kommt dem Bus ein junger Mann auf dem Rennrad entgegen. Angestrengt strampelt er sich nach oben, während ihm die Sonne auf den Kopf knallt. Um sich zumindest etwas vom Fahrtwind abkühlen zu können, zieht er den Reisverschluss an seinem Trikot weiter nach unten. Die Klimaanlage im Bus läuft weiter auf Stufe vier.

Die letzte Mitfahrerin steigt vor dem Netto-Markt aus, am Lidl ist extra auf dem Parkplatz eine Haltestelle eingerichtet worden. „Wer hier aussteigt, kann bequem einkaufen und wird in etwa zwanzig Minuten wieder abgeholt“, erzählt Reiner Adams. „Dazu fahren wir extra eine Schleife.“

Der Scheitelpunkt der zweiten Runde ist die Repinghofener Straße. Hier wendet der Bus und fährt wieder zurück. Am Straßenrand fährt ein Jugendlicher betont lässig auf einem Rasenmähertrecker. „Na, der hat es sich aber auch gemütlich gemacht“, kommentiert Adams trocken und lacht dabei.

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