Handgranaten in der Klärgrube

70 Jahre nach dem Kriegsende sind die Waffen und Munition beim Abpumpen aufgetaucht.

Handgranaten in der Klärgrube
Foto: Doro Siewert

Burscheid. Das Eigenheim von Klaus und Christa Kämper im Geilenbacher Weg gehört zu den wenigen Häusern in Burscheid, die nicht an die öffentliche Kanalisation angeschlossen sind. Es liegt zu tief, das Hinaufpumpen des Abwassers wäre zu aufwendig. Seit Jahrzehnten gehört daher das halbjährliche Leeren der 15 Kubikmeter großen Klärgrube unter dem Haus durch eine Spezialfirma für die Kämpers zur Routine. Doch am Dienstagnachmittag ist alles anders: Aus dem Klärschlamm tauchen unvermittelt Überbleibsel des Zweiten Weltkriegs auf.

Handgranaten in der Klärgrube
Foto: privat

„Plötzlich hat der Fahrer gesagt: Oh, der Schlauch ist zu“, erzählt Klaus Kämper. „Der Mann zieht den Schlauch wieder aus der Grube, guckt von vorne rein und sagt: Da is’ ne Granate drin.“ Dass der Fahrer den Sprengkörper wie auch ebenfalls abgepumpte Karabinermunition sofort zweifelsfrei erkennt, liegt daran, dass er sich auch privat für Waffen und Munition interessiert. Er tippt auf eine deutsche oder amerikanische Handgranate.

Die Polizei und die Stadt werden informiert; von dort fordert man den Kampfmittelräumdienst der Bezirksregierung Düsseldorf an. Bis zu dessen Eintreffen hat Kämper das Stück Schlauch mit der Handgranate schon abgeschnitten und zur Seite gelegt. Über den entspannten Umgang des Experten mit der dann als deutsche Waffe identifizierten Granate wundert er sich aber doch: „Der hat die auf die Erde gekloppt und ist damit spazierengegangen.“

Als der Kampfmittelräumdienst gerade wieder abgefahren ist, machen sich Kämper und der Fahrer der Spezialfirma daran, den Rest der Grube zu leeren — und werden nochmals fündig. „Wir haben dann mit dem Kescher noch drei weitere Handgranaten herausgefischt.“ Der Spezialist aus Düsseldorf muss noch einmal umkehren.

Dass das Kriegsgerät nach all den Jahren erstmals beim Abpumpen der Klärgrube auftaucht, erklärt sich Klaus Kämper damit, dass der Fahrer mit dem Schlauch diesmal etwas tiefer als üblich gegangen sei. „Aber es ist auch früher schon mal vorgekommen, dass sich der Schlauch beim Pumpen zugesetzt hat. Dann haben die Fahrer ein bisschen daran geruckelt und es ging weiter“, erinnert sich der 81-Jährige. Gut möglich, dass manche Handgranate auch schon unbemerkt den Weg in den Tankwagen fand.

Kämpers Ehefrau Christa weiß von Soldaten, die nach Kriegsende in ihrem Elternhaus gewesen seien. Ob diese dann Waffen und Munition in der damals dem Ausmisten des Stalls vorbehaltenen Grube entsorgt haben, ist aber ungewiss.

Gewiss ist sich Kämper dagegen, dass er sich wegen möglicher weiterer Handgranaten im Klärschlamm unter seinem Wohnhaus keine großen Sorgen macht. „Der Mann vom Kampfmittelräumdienst hat einen Zünder einfach mit der Hand abgeschlagen. Die können nicht mehr gefährlich sein.“

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