Halbach runter vom Schild

Das Votum war einstimmig. Bei den Anwohnern gibt es weiter Widerspruch — und den Hinweis auf Ernst Moritz Arndt.

Burscheid. Das eindeutige Gutachten über den Burscheider Heimatdichter Fritz Halbach und dessen radikalen Antisemitismus hat seine Wirkung nicht verfehlt. Im Kulturausschuss regte sich bei der Entscheidung über die Umbenennung der Hilgener Fritz-Halbach-Straße nicht mehr der leiseste Widerspruch. Einstimmig entsprachen die Politiker der Verwaltungsvorlage und dem Bürgerantrag vom September 2012.

Monika Karrenbauer (SPD) zeigte sich gar „erstaunt und empört, dass das erst jetzt passiert“. Andere Stellungnahmen machten deutlich, dass erst die teilweise neuen und drastischen Erkenntnisse des Gutachtens ein Umdenken in den Fraktionen in Gang gesetzt hatten. „Wir waren überrascht über das Gutachten“, räumte Gustav Ringelberg (CDU) ein. Halbachs Radikalismus sei in dieser Form nicht bekannt gewesen.

Auch Mitantragsteller Michael Schwarz (UWG) zeigte sich dankbar für das Gutachten: „Erst habe ich gedacht, so ein Quatsch. Aber das Gutachten hat alle Unsicherheit herausgenommen und die Zweifel verschwinden lassen.“ Dass der Stadtrat 1958, 13 Jahre nach dem Holocaust, für die Benennung nach Fritz Halbach gestimmt habe, „kann ich im Nachhinein nicht verstehen“.

Weniger überzeugt als die Politiker bleiben die Anwohner der Straße. Einige waren zur Sitzung erschienen, zum Teil ein paar Minuten zu spät, um noch im Zuge der Einwohnerfragestunde Stellung beziehen zu können. Firmeninhaber Joachim Rode war darüber so verärgert, dass er sofort wieder kehrt machte — nachdem er zuvor noch Unterlagen über Ernst Moritz Arndt (1769— 1860) auf den Tisch gelegt hatte. Dessen antisemitische Äußerungen sorgen auch immer wieder für Diskussionen.

Auch am Mittwoch hatte sich Rode noch nicht beruhigt: „Das ist ein kleines Sträßchen. Da stimmen die Relationen nicht mehr.“ Dann müsse man auch nach Arndt und Max Siebold fragen. Auch andere Anwohner kritisierten die „Scherereien“, die sie nun hätten.

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