Großer Ansturm auf Sportkurs für muslimische Frauen

Burscheid. Als Beate Scheurlen die Tür zum Turnraum der Hugo-Pulvermacher-Halle öffnet, ist sie schlichtweg überwältigt. "Mein Gott, das sind ja über 40 Frauen", sagt die Geschäftsführerin der Burscheider Turngemeinde (BTG) und schüttelt den Kopf.

Mit einem solchen Erfolg hatte der Verein nicht gerechnet, als er vor drei Wochen zum ersten Mal einen Kurs speziell für muslimische Frauen angeboten hat. Doch die Resonanz war auf Anhieb enorm. "Wir hatten mit allem gerechnet: Dass keiner kommt oder nur zwei. Wir waren dann richtig überrascht, als in der ersten Woche plötzlich 24 Frauen vor uns standen", sagt Beate Scheurlen.

Lächelnd steht sie in der Sporthalle und sieht den Kursteilnehmerinnen zu, wie sie unter den Übungen von Trainerin Martina Schwanke ins Schwitzen geraten. Aus den Lautsprecherboxen dröhnt der dumpfe Schlag des Basses. "Fuß zum Po, Schultern zurück und tief einatmen", ruft Martina Schwanke den Frauen zu.

Die Teilnehmerinnen befolgen die Anweisungen, stehen mit einem Bein auf der Übungsmatte und ziehen ihren Fuß in Richtung Po. Ab und zu verliert eine Frau das Gleichgewicht und muss unter lautem Lachen die Übung abbrechen. Die Stimmung ist ausgelassen. "Es macht richtig viel Spaß", sagt Kursteilnehmerin Meryem Mecid.

Die 36-Jährige ist für den Erfolg des BTG-Angebots zumindest mitverantwortlich. "Ich habe jedem, den ich gesehen habe, Bescheid gesagt", sagt sie. Sie selbst trägt kein Kopftuch und hat deswegen auch schon an verschiedenen Sportkursen teilgenommen.

Doch sie weiß, dass viele muslimische Frauen aus religiösen Gründen nicht an öffentlichen Sportangeboten teilnehmen können. "Das Problem ist, dass sie sich in der Öffentlichkeit nicht ohne Kopftuch zeigen dürfen", sagt Meryem Mecid. "Deswegen ist dieses Angebot ideal. Man kann von außen nicht in die Halle sehen und es machen auch keine Männer mit."

Auch die 35-jährige Sengül Karakas freut sich über das Angebot. "Es ist super, dass es morgens stattfindet, wenn unsere Kinder in der Schule oder im Kindergarten sind", sagt sie. Einige Frauen bringen ihre Kinder aber auch mit. Während Mutti fleißig ihre Sit-Ups macht, spielen sie auf einer der Sportmatten.

Die BTG hat Anfang des Jahres beschlossen, ein Angebot speziell für muslimische Frauen einzurichten, sagt die Geschäftsführerin. "Wir haben als Verein auch die Aufgabe, uns auf den gesellschaftlichen Wandel einzustellen und gerade ein Verein kann bei der Integration von Migranten helfen."

Nachdem der Verein sich Unterstützung beim Integrationsrat geholt hatte, stand auch ein Besuch beim türkisch-islamischen Kulturverein auf dem Programm. Gemeinsam wurde dann für den Sportkurs geworben und ein Flyer auf Deutsch und Türkisch erstellt.

Am 25. September fand der erste Kurs statt: Erst einmal vier Wochen kostenlos zur Probe. "Auf lange Sicht wollen wir, dass die Hemmschwellen sinken und die muslimischen Frauen auch in unseren übrigen Frauengruppen mitmachen", sagt Beate Scheurlen. Dazu müssen sie natürlich Vereinsmitglieder werden.

Nach den ersten drei Wochen scheinen die Chancen dafür nicht schlecht zu stehen. Als Beate Scheuerlen nach dem Kurs mit einem Stapel gelber Mitgliedsanträge auf die Sportlerinnen wartet, hat sie keine Probleme, diese loszuwerden.

Außerdem besucht ein Teil der muslimischen Frauen bereits zusätzlich mittwochs einen Frauensportkurs. "Ich hoffe, das Angebot gibt es so lange, bis unsere überflüssigen Pfunde weg sind", sagt Sengül Karakus. "Das dauert ja leider ein bisschen."

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