Gitarrenbauer Knut Reiter: Zum Zehnjährigen ein Bass in Blattgold

Der 52-Jährige verfügt noch über zertifiziertes Rio-Palisander.

Gitarrenbauer Knut Reiter: Zum Zehnjährigen ein Bass in Blattgold
Foto: Barbara Sarx

Burscheid. Auf den Tag zehn Jahre ist es heute her, dass Knut Reiter einen beruflichen Neustart vornahm. Der Meisterzwang für Zupfinstrumentenbauer war gerade gefallen und der Schreiner und Musiker Reiter hatte schon einige Bässe für sich selbst gebaut. Mit der Belegmappe unter dem Arm erhielt er bei der Handwerkskammer die Genehmigung und machte sich mit seiner Gitarrenwerkstatt selbstständig.

Gitarrenbauer Knut Reiter: Zum Zehnjährigen ein Bass in Blattgold
Foto: Barbara Sarx

Wie feiert ein Gitarrenbauer sein Zehnjähriges? Mit einem Unikat. Derzeit arbeitet der 52-Jährige an jeweils einem goldenen E-Bass und einer goldenen E-Gitarre. Der Korpus wird mit feinstem Blattgold bedeckt, ehe die aufwendige Nitrolackierung beginnt. 20 Schichten, sechs Wochen Arbeit — und wenn, wie gerade bei einem weißen Fünf-Saiten-Bass, irgendetwas mit der Spritzpistole schiefgeht und Fehler in der Oberfläche entstehen, muss alles wieder runtergeschliffen werden.

Reiter setzt auf Qualitätshandarbeit. In den einschlägigen Fachmagazinen erhielten die Instrumente seiner Marke „K.Bass“ von Beginn an Höchstwertungen. Und er will seinen Einfluss auf den Produktionsprozess noch immer weiter ausdehnen: Neueste Errungenschaft ist eine Wickelmaschine, um mit eigenen Tonabnehmern zu experimentieren.

Aber die Zeiten sind nicht leicht. Die Gagen werden immer schlechter. Und Musiker ohne Geld kaufen keine Instrumente, die zwischen 2000 und 3000 Euro kosten. Schon gar nicht Bassisten, wie Reiter selbst einer ist. „Gitarristen sind Junkies. Die brauchen immer mal wieder eine neue Gitarre für ihr Ego. Bassisten spielen ihr Instrument 20 Jahre lang auch mit einer Saitenlage, wo noch ein Daumen drunter passt.“

Aber Reiter hat die Hoffnung, sie mit einer Besonderheit nun doch zu locken: Durch einen Zufall ist er nämlich in den Besitz von altem Rio-Palisander gekommen, einem Regenwaldholz, das einem Einfuhrverbot unterliegt und dessen kommerzielle Verwendung aus Schutzgründen seit 1992 untersagt ist. Es sei denn, das begehrte Holz für Griffbretter ist wie in Reiters Fall zertifiziert und nachweisbar älter als das Einfuhrverbot.

„Ein Musiker kam bei mir in der Werkstatt vorbei und sagte, er habe noch Holz aus den 70er Jahren in der Garage seines Uropas gefunden. Der hatte in seiner Messerfabrik daraus Schafte gemacht“, erzählt Reiter. Das dunkle Holz reicht — passend zum Firmengeburtstag — für je zehn Gitarren und Bässe. Alle werden mit Seriennummer und Zertifikat des Kreises ausgegeben. Eine Seltenheit, bei der Musiker auch ohne große Gagen schwach werden können.

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