Gift-Alge in der Sengbachtalsperre wird zum Dauerfall

Solinger Stadtwerke erwarten kein schnelles Absterben. Auf Filter und Messtechnik folgen weitere Investitionen.

Bergisches Land. Die Stadtwerke Solingen (SWS) hatten auf eine vorübergehende Erscheinung gehofft. Doch inzwischen wissen sie es besser.

Die Burgunderblutalge, die seit dem Winter die Sengbachtalsperre befallen hat und Gift freisetzt, entwickelt sich zum Dauerproblem.

Erst recht, nachdem Anfang dieser Woche auch erstmals geringe Spuren von Gift im Trinkwasser aufgetreten sind. Bisher hatten die Messungen lediglich Toxine im Rohwasser nachgewiesen.

Mit einer Konzentration von 0,06 Mikrogramm pro Liter lag der Wert noch weit unter dem, den die Weltgesundheitsorganisation als Leitwert bei lebenslangem Konsum angibt (ein Mikrogramm pro Liter). Das bedeute, dass das Talsperrenwasser weiterhin bedenkenlos ein Leben lang getrunken werden könne, erklärten die SWS in einer Pressemitteilung.

Dennoch gibt sich das Versorgungsunternehmen damit nicht zufrieden. „Wir gehen davon aus, dass wir damit auch in Zukunft weiterhin zu tun haben werden“, sagt Pressesprecherin Kerstin Griese. Entsprechend hätten die Stadtwerke in den vergangenen Monaten gehandelt.

Sie haben eine Pulveraktivkohle-Anlage in Betrieb genommen, um das Gift, das jetzt erstmals die üblichen Filter passiert hat, aus dem Wasser zu entfernen. „Das Verfahren funktioniert“, sagt Griese. „Durch die Anlage weist das Trinkwasser am Ende des Prozesses keine Toxine mehr auf.“ Und nur solches Wasser verlasse auch das Aufbereitungswerk in Glüder.

Das Werk wieder vom Netz zu nehmen — wie im Frühjahr, als die erste Giftkonzentration im Rohwasser auftrat — sei jetzt nicht mehr nötig. „Wir behalten uns das allerdings vor, falls im Filterverfahren irgendwelche Probleme auftreten sollten“, sagt Griese.

Weiterhin geben die SWS regelmäßig Proben an ein Fachlabor weiter, um das Wasser auf Toxine zu untersuchen. Neu angeschaffte Technik erlaubt es zudem, die Algenpopulation in der Talsperre zu beobachten und minutiös zu dokumentieren.

Seit dem Winter hat das Unternehmen in die Sicherheit investiert. Das hat die Kosten um rund 10 000 Euro pro Monat gesteigert. Weitere Ausgaben werden folgen. Für den noch provisorisch installierten Kohlefilter ist eine neue Halle geplant.

Auf der Suche nach der Ursache für das Algenwachstum tappen die SWS im Dunkeln. Griese: „Es gibt wenige Vergleichsfälle. Die Alge ist bisher sehr schlecht erforscht.“ Jüngste Untersuchungen konnten den Verdacht nicht bestätigen, Ablagerungen in der Vorsperre hätten die Blüte ausgelöst.

Auch an der Jahreszeit liegt es nicht: Eigentlich war zum Sommer mit einem Rückgang gerechnet worden, weil die Alge bei kalten Temperaturen wächst.

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