IV Brings : „Genieße die Zeit mit der Familie“
Musiker Peter Brings arbeitet derzeit von zu Hause an neuen Songs. Wie sein Leben in der Corona-Krise aussieht, berichtet er im Interview.
Wie erleben Sie derzeit Ihre Stadt?
Peter Brings: Ich lebe in der Peripherie von Ehrenfeld – nahe am Blücherpark, wo ich gerne mit dem Hund rausgehe. Es ist sehr ruhig geworden, auf der nahen Autobahn ist kaum Verkehr und es gibt am blauen Himmel auch keine Flieger. Natürlich ist es komisch, wenn die Menschen, die einem gerade begegnen, einen Bogen um einen machen. Aber ich empfinde die Lage im Moment nicht als bedrohlich.
Welche folgen hat die Krise für die Band?
Brings: Wir können derzeit nicht in einem Raum zusammenarbeiten, aber ich sitze hier in meinem Kellerstudio und arbeite an neuen Songs. Die Gesangsspuren gehen dann an Harry, der ein größeres Studio im Keller hat und der das Ganze dann fertig macht. Sonst sind die Auswirkungen aktuell für die Band noch gering, wir sind noch in den Ferien nach Karneval. Die ersten Auftritte wären im Mai – allerdings glaube ich, dass die Krise noch deutlich länger dauern wird. Wir haben unseren Mai-Auftritt in der Arena auf November verschoben, auch das ausverkaufte Konzert auf der großen Freiheit in Hamburg findet jetzt im September statt. Die beiden Auftritte im Gaffel am Dom werden ebenfalls verschoben. Dafür werden wir jetzt am 17. und 18. April im Autokino in Porz live auf der Bühne stehen. Unser Publikum verfolgt das Ganze sicher vom eigenen Wagen aus.
Für manche Musikerkollegen bedroht die aktuelle Situation schon die Existenz.
Brings: Wir sind da zum Glück etwas privilegiert, da wir in den vergangenen 20 Jahren viele Erfolge feiern konnten. Aber auch wir müssen uns um unser Team, um unsere Mitarbeiter kümmern. Und keiner weiß, wann es wieder losgeht, das kann lange dauern, möglicherweise mehr als ein Jahr. Aber die Strategie muss lauten, dass wir den großen Ausbruch hinauszögern müssen, bis wir ein Medikament oder einen Impfstoff haben. Nur so können wir den totalen Kollaps vermeiden und Leben retten. Wenn ich jetzt sehe, dass man in China wieder Vollgas gibt, mache ich mir Sorgen, dass es dann dort auch wieder richtig mit Corona losgehen könnte – die Folgen will man sich gar nicht vorstellen.
Aber ewig kann ein Land nicht im Ausnahmezustand gehalten werden.
Brings: Natürlich fragt man sich, wie lange ein Land so etwas überleben kann. Was macht die Isolation mit den Menschen? Der nahe körperliche Kontakt gehört zum seelischen Leben der Menschen und wenn es den nicht gibt, ist das nicht gut für das Gemüt. Man weiß, dass zwischen Weihnachten und Neujahr, wenn die Menschen nahe aufeinander sitzen, die meisten Fälle von häuslicher Gewalt passieren. Da überlegt man, was passiert, wenn Menschen jetzt möglicherweise monatelang zu Hause eingesperrt sind.
Was sind die neuen Erfahrungen jetzt in der Krise?
Brings: Man nimmt jetzt die Umwelt ganz anders wahr. Alles ist reduziert oder steht still – vom Auto über Flieger bis zum Kreuzfahrtschiff. Die Luft ist plötzlich gut und die Lagunen in Venedig haben wieder klares Wasser. Da kommt ein Virus und bringt uns plötzlich dazu, von heute auf morgen alles abzuschalten. Ich fürchte nur, wenn alles vorbei ist und es darum geht, Geld zu verdienen, wird das nicht mehr funktionieren.