Interview „Für die Restaurants bringt der Lockdown enorme Schäden mit sich“

Wie erleben Sie gerade die Situation?

 Der Sternehoch des „Taku“, Mirko Gaul, mit seinen drei winterlichen Gourmet-Boxen, die ab sofort bestellbar sind.

Der Sternehoch des „Taku“, Mirko Gaul, mit seinen drei winterlichen Gourmet-Boxen, die ab sofort bestellbar sind.

Foto: Hotel/Peter Obenaus

Mirko Gaul: Die Zahlen gehen wieder nach oben und so sieht es für die Gastronomie auch weiter nicht gut aus. Viel spricht derzeit dafür, dass wir auch im Januar noch nicht öffnen können. Man weiß aktuell nicht, wie sich die Situation weiter entwickeln wird. Für Restaurants bringt der Lockdown auf jeden Fall enorme Schäden mit sich. Da bleibt die Sorge um das Überleben der Betriebe. Anderseits sind die Maßnahmen sinnvoll, auch wenn der harte Lockdown ziemlich spät kommt. Die leichte Variante hat meiner Ansicht nach gezeigt, dass Gastronomie und Hotellerie auf jeden Fall nicht die Schuldigen am Infektionsgeschehen waren. 

Wie sind die Folgen für das Taku?

Gaul: Ich hoffe, dass es keine Folgen für das Taku geben wird. Wir haben schon im Juni bei der Wiedereröffnung gesehen, dass die Leute Lust haben, wieder ins Restaurant zu gehen. Aktuell läuft der Take-away-Verkauf sehr gut. Jetzt hoffen wir bei der kommenden Wiedereröffnung, dass die Euphorie vom Juni zurückkommt. Uns kommt auch zugute, dass wir Teil eines privat geführten Hotels sind, bei dem es nicht nur auf die Zahlen, sondern auch auf die Persönlichkeiten ankommt. 

Wie nutzen Sie die Zeit während der Schließung?

Gaul: Beim ersten Lockdown habe ich an neuen Rezepten und Konzepten gearbeitet. Ich musste aber bald einsehen, dass das Planen in diesen Zeiten ziemlich schwierig ist. So hat man ein Rezept für Spargel entwickelt und muss erkennen, dass die Spargelsaison bei der Wiedereröffnung schon fast vorbei war. Ideen für neue Menüs stehen trotzdem schon, allerdings noch nicht im Detail. Interessant ist auch, wie sich das Geschehen auf der Seite der Produzenten entwickeln wird und welche Waren in welchen Mengen zur Verfügung stehen werden. Was ich machen kann, ist, die Menüs für unsere Take-away-Pakete zusammenzustellen. Privat nutze ich die Zeit, um viel mit meiner Frau und meinen beiden Töchtern zusammen zu sein. 

Wie fällt die Bilanz nach der Wiedereröffnung bis zum zweiten Lockdown aus?

Gaul: Wir hatten tolle Umsätze und zufriedene Gäste. Direkt vergleichen mit dem Vorjahr können wir es nicht, da wir normalerweise im Juli und August Betriebsferien hatten. Was bei den Umsätzen gefehlt hat, war en die Messegäste sowie internationales Publikum, das sonst auch im Hotel übernachten. Gekommen sind viele Stammgäste, aber auch viele neue Gäste, die uns über unsere Grillboxen kennengelernt haben und die nun auch einmal vor Ort das Restaurant kennenlernen wollten. Das hat wirklich Spaß gemacht. 

Wie kommen die aktuellen Winterpakete an?

Gaul: Die laufen sehr gut. Allerdings hat es für Hot Pot, Fondue und Raclette erst die richtigen Wintertemperaturen gebraucht. Was ebenfalls gut ankommt ist unsere Winterbox mit einem Vier-Gang-Menü, das wir alle zwei Wochen wechseln. Mit den Boxen sind wir so zufrieden, dass wir es uns vorstellen könnten, zumindest die Menübox auch weiter im Programm zu behalten. Es wird nach wie vor Menschen geben, die gut essen möchten, die aber wegen der Pandemie zu Hause bleiben wollen. Für die ist das Angebot perfekt. 

Wie sind die Perspektiven für das kommende Jahr?

Gaul: Prognosen sind derzeit schwierig, weil man nicht weiß, wie lange der aktuelle Lockdown noch gehen wird und, ob weitere Lockdowns folgen werden. Es stellt sich auch die Frage, wie lange die finanzielle Unterstützung durch den Staat noch anhält. Ich fürchte, dass es auch in Köln Restaurants geben wird, die diese Krise nicht überleben werden – und das ganz ohne eigene Schuld. Vor allem die Kollegen, denen der finanzielle Puffer fehlt, werden es sehr schwer haben. 

Wie werden sich die Menschen durch die Krise verändern?

Gaul: Der Großteil will wieder ins Restaurant zum Essen gehen, ganz egal wie die Umstände gerade sind. Es gibt aber auch Menschen, gerade in den Risikogruppen, die weiterhin sehr skeptisch und ängstlich sind. Die werden nicht unbedingt direkt wieder zu uns kommen. Aber da helfen die Take-away-Angebote sehr weiter. 

Wie werden Sie in diesem Jahr Weihnachten feiern?

Gaul: Den Heiligen Abend werde ich mit meiner Frau und den Kindern verbringen. Wenn es die Regeln erlauben, kommen noch die Eltern dazu. Ich sehe da kein Risiko, da ich selbst kaum andere Leute treffe und es bei den anderen Familienmitgliedern ähnlich ist. Es wird auf jeden Fall ein sehr ruhiges und privates Weihnachten werden. Es ist selten, dass man als Gastronom einmal Weihnachten zu Hause feiern kann. Allerdings wäre es ganz ehrlich mir lieber, ganz normal arbeiten zu können.

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