FM: Kampf um Deutungshoheit

Analyse: Wie Stellenabbau und vereinbarte Abfederungen bewertet werden, spricht für den Druck, der auf Geschäftsführung und Betriebsrat von Federal-Mogul lasten.

Burscheid. Die Eckpunkte der Vereinbarung zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat von Federal-Mogul (FM) stehen. Doch noch vor der konkreten Ausformulierung von Interessenausgleich und Sozialplan in dieser Woche beginnt der Kampf um die Deutungshoheit. Dahinter sind auch deutlich die Interessenlagen der Beteiligten zu erkennen - und der Druck, der auf ihnen lastet.

Die IG Metall spricht von Machtkämpfen innerhalb des FM-Managements in den USA und dem geringen Handlungsspielraum der Burscheider Geschäftsführung. Ein Indiz für Spannungen ist zweifelsohne, dass die Konzernzentrale den Managern in Burscheid zwischenzeitlich das Verhandlungsmandat entzog - auch wenn diese Entscheidung noch einmal revidiert wurde.

Zugleich zeigt dieser Vorgang aber auch, wie sehr die FM-Spitze in Burscheid mit den Geschäftsführern Michael Hedderich und Karsten Evers mit ihren Zugeständnissen an die Arbeitnehmervertreter bis an die Grenze dessen gegangen ist, was konzernintern noch als vermittelbar galt.

Nach außen muss seitens der Unternehmensleitung jetzt eher der verlangte Personalabbau verkauft werden, der mit 270 betroffenen Mitarbeitern nur wenig unter den 300Stellen liegt, von denen zu Beginn der Gespräche die Rede war. In einer ersten Pressemitteilung am Freitag war noch von einem Abfindungspaket zu lesen, dessen Angebot "in einigen Punkten über den geltenden Konzernsozialplan" hinausgehe. Wenig später hieß die geglättete Formulierung, das Abfindungspaket orientiere sich am bestehenden Konzernsozialplan.

Die IG Metall dagegen betont besonders die erreichten Abfindungsregelungen und attraktiven Angebote zum freiwilligen Ausscheiden, um davon abzulenken, dass sie entgegen ihren Forderungen kaum etwas an der Höhe des geplanten Stellenabbaus hat ändern können. Am Sonntag musste der IGM-Bevollmächtigte Witich Roßmann allerdings eine Äußerung vom Freitag korrigieren: Die Verweildauer in der Transfergesellschaft beträgt nur für diejenigen Mitarbeiter acht Monate, die eine Kündigungsfrist von drei Monaten haben. Für Mitarbeiter mit ein- oder zweimonatiger Kündigungsfrist liegt sie dagegen bei sechs Monaten; danach droht die Arbeitslosigkeit.

Der aggressive Ton der Gewerkschaft gegenüber den Arbeitgebern ("Brutale Erpressung") soll auch von der internen Zerrissenheit des Burscheider Betriebsrates ablenken. Seit der Fastabwahl des stellvertretenden Vorsitzenden Michael Hahn im März ist das Gremium nicht zur Ruhe gekommen. Mangelhafte Kommunikation hatte Mitte vergangener Woche zunächst zur Ablehnung des letzten Arbeitgeberangebots und damit fast zum Abbruch der Gespräche geführt.

Dabei ist die derzeitige Krise die Nagelprobe für den amtierenden Betriebsrat: Im kommenden Frühjahr stehen Neuwahlen an.

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