Firma will 17 Arbeitsplätze streichen

Der Betriebsrat von Theisen & Bonitz wehrt sich gegen Kündigungen und verweigert Überstunden.

Burscheid. Wo die Wirtschafts- und Finanzkrise spürbar wird, liegen die Nerven blank. Das gilt nicht nur für Großunternehmen, sondern auch und gerade im Mittelstand. "Wir vertrauen nicht darauf, dass uns jemand mit einer Bürgschaft unterstützt", sagt Thilo Theisen, einer der fünf Geschäftsführer von Theisen & Bonitz. In der Firma herrscht wegen drohender Kündigungen derzeit eine hitzige Atmosphäre.

Auch die Betriebsversammlung am Montag brachte keine Annäherung, nachdem die erste am vergangenen Freitag abgebrochen worden war. Seit die Geschäftsführung vor einer Woche bekanntgegeben hat, dass sechs Mitarbeiter des Stammpersonals die Firma verlassen sollen und elf von dreizehn Zeitverträgen auslaufen, hängt der Haussegen schief. Der Betriebsrat hat am Donnerstag zunächst einmal die zugleich von der Firmenleitung geforderten Überstunden abgelehnt.

"Die gekündigten Kollegen sind zwischen zwölf und zwanzig Jahren im Unternehmen", sagt der Betriebsratsvorsitzende Stefan Steuper (34). Aber alle Vorschläge des Betriebsrats zum Erhalt der Stellen seien abgelehnt worden. Weder ein Abbau der Arbeitszeitkonten (knapp 2000 Stunden) noch der Urlaubstage (fast 650) zur Überbrückung der Auftragskrise seien von der Geschäftsführung erwogen worden.

Das Gleiche gelte für das Thema Kurzarbeit. Dass die Auftragslage schlecht ist, sehen beide Seiten. Wie man damit umgeht, das ist der Kern des Streits. "Wir kämpfen nicht gegen die sechs gekündigten Mitarbeiter, sondern für die 58 verbleibenden Arbeitsplätze", sagt Thilo Theisen.

Er verweist auf den stärksten Vertriebspartner, die Heidelberger Druckmaschinen AG, die wegen erwarteter Einbußen 2500 Arbeitsplätze von weltweit 20000 abbauen will. "Und unsere Maschinen hängen in direkter Linie an den Druckmaschinen." Von zwei Messen im Oktober habe man sich eine Belebung erhofft und stattdessen nur erfahren, "wie viele Arbeitsplätze andernorts abgebaut werden".

Weil Theisen glaubt, dass die Krise langfristig ist, will er sich "auf keine Experimente einlassen. Wir riskieren sonst das Ganze." Selbst bereits erteilte Aufträge seien von Kunden wieder storniert worden, weil die Finanzierung über die Leasinggesellschaft nicht mehr gesichert sei.

"Und so paradox das klingt, wir brauchen jetzt die Überstunden, um fristgerecht liefern zu können. Denn ich befürchte, dass jede Lieferverzögerung von den Kunden genutzt wird, um die bestellten Maschinen nicht mehr anzunehmen." Das könne zu Liquiditätsproblemen führen.

Der Betriebsrat will da nicht mitmachen. "Einerseits schmeißen wir Leute raus und andererseits fahren wir Überstunden", kritisiert Steuper. Auch der Vorschlag, einen Mediator einzuschalten, sei abgeblockt worden. IG-Metall-Gewerkschaftssekretär Michael Finke ist sicher: "Die Kollegen werden vor das Arbeitsgericht ziehen. Das muss dann auch klären, ob die soziale Auswahl sauber war." Die Kündigungen seien für die seit 2004 nicht mehr tarifgebundene Firma "ein Kahlschlag".

Geschäftsführer Theisen fordert dagegen, "dass man uns nicht immer Knüppel zwischen die Beine wirft".

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