Federal-Mogul: Neue Scharmützel unerwünscht

Am Freitag wählt der Betriebsrat seinen neuen Vorsitzenden – mit offenem Ausgang.

Burscheid. Gerd Jakob kennt das Geschäft. Zum vierten Mal hat der 61-Jährige als Wahlvorstand eine Betriebsratswahl bei Federal-Mogul organisiert. "Versteckte Fouls hat es immer gegeben. Da gibt es keinen Unterschied zwischen Listen- oder Persönlichkeitswahl."

Dennoch hat sich Jakob vorgenommen, am Freitag Klartext zu reden. Dann trifft sich das neue 15-köpfige Gremium zu seiner konstituierenden Sitzung. "Ich werde ein Resümee ziehen und anregen, die gegenseitigen Beschimpfungen künftig zu unterlassen. Was nützt der Belegschaft ein zerstrittener Betriebsrat?" Und noch eines will er den Betriebsräten mit auf den Weg geben: "Dass sie das Wahlergebnis berücksichtigen sollten. Dafür war es schließlich eine Persönlichkeitswahl."

Ein schwieriges Unterfangen: Denn das Ergebnis sieht nach einer Rekordwahlbeteiligung von gut 80 Prozent den bisherigen stellvertretenden Vorsitzenden Thomas Hahn ganz vorne und den Vorsitzenden Michael Bergmann, seit zwölf Jahren im Amt, auf Platz drei. Aber ihre "Demokratischen Metaller" verfügen nur über sieben von 15 Sitzen.

Bergmann und Hahn haben bereits am Montag erklärt, die Wahl annehmen zu wollen. Bis Donnerstag, 14 Uhr, müssen sich auch alle anderen Gewählten erklären. Sagt einer ab, rückt der nächste nach - dann müsste aber das Los entscheiden, denn auf Platz 16 und 17 liegen zwei Kandidaten mit Stimmengleichheit.

Wenn am Freitag ab 10 Uhr über den neuen Vorsitzenden entschieden wird, will Bergmann seinen Hut wieder in den Ring werfen - mit Rückendeckung von Hahn. "Wir haben unsere Politik in der Vergangenheit gemeinsam vertreten und hoffen, sie auch weiter fortführen zu können", sagt Bergmann. Und Hahn, den Teile des Betriebsrats im vergangenen Jahr abwählen wollten, ergänzt nach seinem Wahlsieg: "Ich bin mit mir im Reinen."

Drei statt bisher vier freigestellte Betriebsräte wird es in dem verkleinerten Betriebsrat künftig nur noch geben. Nach Bergmanns Vorstellung soll dabei die Rangfolge des Wahlergebnisses berücksichtigt werden: Das würde neben Hahn und Bergmann die Zweitplatzierte Nicole Ilbertz betreffen.

Aber ob es dafür eine Mehrheit gibt, ist noch völlig offen, ebenso wie die Frage, ob die unterschiedlichen Blöcke innerhalb der gemeinsamen Liste noch vor Freitag Gespräche aufnehmen. Dafür müsste mancher über seinen Schatten springen: Der neue Betriebsrat besteht zu zwei Dritteln aus dem alten zerstrittenen.

Dennoch bewertet der IG-Metall-Bevollmächtigte Witich Roßmann das Wahlergebnis als "eigentlich ganz hervorragend": Erstens habe es eine hohe Wahlbeteiligung gegeben, zweitens seien alle Gewählten Metaller "und drittens gehe ich davon aus, dass die Beschäftigten Persönlichkeiten aus allen Bereichen gewählt haben, denen sie die Betriebsratsarbeit auch zutrauen." Jetzt müssten sich die Gewählten trotz allen Streits vor der Wahl darauf besinnen, gut zusammenzuarbeiten. "Das ist die Botschaft der Wahl."

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