Federal-Mogul: „Hier haben alle Angst“

Die Stimmung ist auf dem Tiefpunkt im Werk. Mitarbeiter fürchten um ihren Job. Am Montag sollen Zahlen vorgelegt werden.

Burscheid. "Angst? Natürlich habe ich Angst, meinen Job zu verlieren. Hier haben alle Angst." Treffender könnte wohl kein Mitarbeiter von Federal-Mogul die Stimmung unter der Belegschaft ausdrücken, als er an der Geilenbacher Straße das Werk durch die Drehtür betritt.

Die Frühschicht geht, die Spätschicht kommt. Viele von ihnen werden diesen Wechsel bald nicht mehr miterleben. Hunderte sollen einem massiven Stellenabbau zum Opfer fallen.

Fredel Lüdecke (55) trägt die Situation schon fast mit routinierter Fassung. "Das hatten wir vor 18 Jahren schon einmal", erklärt er, als er aus dem Werk tritt. Damals sei er in eine Subgesellschaft für Telekommunikation (TKDN) "outgesourct" worden. Aber natürlich sei er einer von ihnen. "Ich bin seit 40 Jahren bei Goetze", meint der 55-jährige Burscheider.

Erst am Morgen, am zweiten Tag der BV-Veröffentlichung, seien er und seine Kollegen über den "drastischen Personalabbau" von Geschäftsführer Michael Hedderich informiert worden. Im Werk II sei dies von Geschäftsführer Karsten Evers erledigt worden. Die in der Zeitung genannte Zahl von 600 gefährdeten Arbeitsplätzen sei "aus der Luft gegriffen", habe Hedderich mitgeteilt. In einem ersten Schritt sei sie bedeutend geringer.

Es werde zudem bereits über eine Gesellschaft gesprochen, in der die Opfer der Krise ein Jahr lang aufgefangen würden, bevor sie möglicherweise endgültig arbeitslos werden. "Am Montag sollen Zahlen bekannt gegeben werden", meint Lüdecke.

Achmet Acar, Vertrauensmann und Mitglied des Betriebsrats, glaubt nicht, dass es 600 Mitarbeiter trifft. "Zwischen 0 und 300 - so schätze ich." Im Werk würden allerdings alle Zahlen und Zahlenkombinationen kursieren - von 0 bis 800. Ein Kollege von Acar will gehört haben, dass auf jeden Fall "zwei Nullen" dahinter stehen. Ein anderer habe von einer "3 davor" erfahren.

Sauer ist Acar neben seiner Angst, künftig für seine Familie und sein Eigentum nicht mehr sorgen zu können, auf die Geschäftsführung. "Weil wir das aus der Zeitung erfahren haben und niemand an den Betriebsrat gegangen ist." Und er habe das Gefühl, "wir finanzieren Textar. Hier wird eingespart und dort wird investiert."

Sigmund Döppner fährt jeden Tag von Wermelskirchen aus nach Burscheid zu seinem Arbeitgeber. Dass damit bald Schluss sein könnte, kann der 45-Jährige nicht ausschließen. "Dann kriege ich wohl nichts mehr", sagt er und glaubt für den Fall einer Kündigung an eine düstere Zukunft. "Ich hoffe, dass es nochmal gut geht."

Das hofft auch Peter Ostrowski. Der Industriemechaniker ist zwar erst 23 Jahre alt und nach eigenen Angaben flexibel. "Aber es sieht ja überall momentan schlecht aus." Er gehört zu der neuen Generation der Federal-Mogul-Belegschaft. Nahtlos war er nach der Ausbildung im Jahre 2006 vom Haus übernommen worden. Und das er sich jetzt - womöglich sogar im Ausland - einen neuen Job suchen muss, trifft ihn sehr: "Ich bin sehr zufrieden hier."

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