Fastenzeit: Jetzt soll der Genuss zurückstehen

Aschermittwoch: Zwischen Karnevalssünden und siebenwöchigem Abbitteleisten: Burscheider und ihr Verhältnis zur Fastenzeit.

Burscheid. Man kann es mit dem Karneval halten wie Claudia Zimmermann, Grundschulrektorin der Montanusschule: Bis auf die Monti-Sitzung hat sie mit dem närrischen Treiben nichts am Hut; entsprechende Ausreißer, die im Rückblick für Katerstimmung gesorgt hätten, fehlen daher in ihrer Biografie. Und als evangelische Freikirchlerin hat sie auch keinen Bezug zur Buße in der Fastenzeit.

Das ist bei dem gebürtigen Kölner und katholischen Pfarrer Temur Bagherzadeh naturgemäß anders. Mit Schaudern erinnert er sich an eine Ungeheuerlichkeit, zu der er sich im Karneval während seiner Ratinger Jahre genötigt sah: „Da musste ich Helau rufen, was für einen Kölner ja ein Unwort ist, und sogar gelegentlich Altbier trinken. Das kann man schon als Sünde bezeichnen.“

Weniger augenzwinkernd fällt sein Verhältnis zur Fastenzeit aus. Die Installation hinter dem Fastentuch in St. Laurentius, die passend zur Mittwochabend beginnenden Ausstellung über die Märtyrer des Erzbistums Köln Zitate von Glaubenszeugen des 20. Jahrhunderts beinhaltet, soll ihn in den Wochen bis Ostern möglichst täglich begleiten. Und neben diesem geistlichen Impuls „darf auch das ein oder andere Kilo fallen“: durch weniger Genuss und mehr Sport.

In diesem Vorhaben für die nächsten sieben Wochen weiß er sich im Übrigen mit Bürgermeister Stefan Caplan einig: „Ich muss vor allem meinen Heißhunger um Mitternacht bekämpfen“, sagt der erste Bürger der Stadt.

Ausschweifendes Feiern kann sich Ralf Heider an Karneval schon seit Jahrzehnten nicht mehr erlauben. Der Polizist (50) ist von Beginn seiner Laufbahn an während der närrischen Tage beruflich besonders gefordert. Und seit er als Bezirksbeamter in Burscheid tätig ist, gehören die Umzüge in Odenthal-Voiswinkel, Bergisch Gladbach, Dabringhausen und Blecher zum Standardprogramm. „Da ist manches nicht ganz so schön, zum Beispiel wenn man sieht, wie sich Jugendliche mit Alkohol abschießen.“

So heftig hat er es in seiner eigenen Jugendzeit in Dabringhausen zwar nicht getrieben. Aber zumindest kann er sich vage erinnern, „dass ich einmal während des Zuges in den Park hinter der evangelischen Kirche gehen musste, um mich dort auf einer Bank eine Stunde lang zu erholen. Dann ging es wieder.“ Eine Beziehung zur Fastenzeit gab es aber weder damals noch heute: „Ich nehme mir auch zum Jahreswechsel nichts Besonderes vor.“

Darin ähnelt er Birgit Hoferichter, Leiterin des Altenzentrums, die nicht von größeren Karnevalssünden zu berichten weiß: „Ich feiere gerne in meiner Neusser Heimat und treffe alte Bekannte wieder, aber ich behalte den nächsten Tag im Blick.“

Der BfB-Fraktionsvorsitzende Michael Baggeler dagegen kramt aus seiner Erinnerung die Jugendzeiten hervor, in denen er mit Babytrinkflasche um den Hals zum Rosenmontagszug nach Blecher aufbrach. „Da war dann Apfelkorn drin.“ Nach dem Zug wurde meist privat weitergefeiert — „zum Glück mit Übernachtungsmöglichkeit und großzügigen Eltern. Der Folgetag war dann nicht ohne.“ Inzwischen lässt er es ruhiger angehen. Aber dafür will er erstmals seit Jahren versuchen, in der Fastenzeit „auf das eine oder andere zu verzichten, wenn auch nicht verbissen“.

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