Manfred Liesendahl kehrt der SPD-Fraktion den Rücken „Es muss mehr als Radfahren drin sein“

Burscheid. · Manfred Liesendahl kehrt der SPD-Fraktion den Rücken, behält aber sein Ratsmandat.

 Manfred Liesendahl ist aus der SPD ausgetreten.  Archivfoto: Wehrenberg

Manfred Liesendahl ist aus der SPD ausgetreten. Archivfoto: Wehrenberg

Foto: Fototeam Wehrenberg

Für eine Überraschung hat am Dienstagabend in der Sondersitzung des Rates im nicht-öffentlichen Teil Manfred Liesendahl gesorgt. In einer persönlichen Erklärung gab er nach vorausgehender Abgabe des Parteibuches den Austritt aus der Burscheider SPD-Fraktion bekannt, erklärte aber, dass er sein Ratsmandat behalten werde. Letzterer Schritt war von einigen Ratsmitgliedern – nicht nur aus der SPD – mit Unverständnis zur Kenntnis genommen worden.

„Ich betrachte mein Mandat als Aufgabe, nicht als Lehen der SPD“, erläutert er  auf Nachfrage des Bergischen Volksboten. Er wolle seine kommunalpolitische Arbeit weiter fortsetzen – entweder alleine oder mit anderen Gleichgesinnten. Liesendahl war erst am 12. Juli des vergangenen Jahres nach Ausscheiden von Nora Flegel von der Liste als Ratsmitglied nachgerückt

Am 1. Januar war er aus der Partei ausgetreten. Nach 46 Jahren. „Mit der SPD bin ich schon lange nicht mehr zufrieden“, sagt er. Er sehe „keine eigenständige Politik“ und befürchte mit fortschreitender Zeit in der großen Koalition einen „endgültigen Untergang“. Dass die SPD in Bayern nach Umfragen derzeit nur noch bei sechs Prozent stehe, sei die Quittung für diese Politik.

Nicht überrascht von der Erklärung im Burscheider Rat waren die Fraktionskollegen des 73-Jährigen. „Er hat uns vorher über diesen Schritt informiert“, erklärt der Fraktionsvorsitzende Klaus Becker. Gemeinsam habe man dann beschlossen, keinen Kommentar zu dem Austritt abzugeben. Auch nicht dazu, dass er sein Mandat behalte. „Es ist aber nicht so, dass wir in einer Stimmung auseinander gegangen wären, die feindlich ist.“

Liesendahl bestätigte das, sagte aber auch, dass viele ihm nach der Entscheidung Respekt gezollt hätten, dass er keine schmutzige Wäsche gewaschen habe. Ihm Gespräch mit dem Bergischen Volksboten wurde er dann konkreter. „Wenn man sich auseinandergelebt und nur noch unterschiedliche Interessen hat, trennt man sich.“ Und noch deutlicher: „Ich finde es schön, wenn die Rad fahren, aber es muss mehr drin sein.“ Besonders störe ihn, dass die SPD in Burscheid „zu viele interfraktionelle Sitzungen“ wahrnehme. Politischer Meinungsbildungsprozess sehe anders aus. Ziel sei es bei diesen Gesprächen unter allen Burscheider Fraktionen, dass alles „reibungslos über die Bühne“ gehen solle. „Eine parlamentarische Demokratie lebt aber davon, dass nicht alles abgekaspert ist.“ Nicht zuletzt viele jüngere Mitglieder auch anderer Fraktionen seien seiner Meinung und wünschten sich wieder einen kontroversen Austausch. Damit meine er aber nicht den gemeinsam Weg, den Kommunalpolitik und Stadt bei dem Integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzept (IEHK) gegangen sei. „Wenn man für derartige Projekte so viel Geld bekommt, muss man das auch nutzen.“ Ob es beispielsweise die fehlenden kommunalpolitischen „Geräusche“ bei der Übernahme der Stadtwerke waren, beantwortet Liesendahl so: „Die Quittung bekommen wir jetzt mit der Gebührenerhöhung der Belkaw.“

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