Erinnerungen an die Schulzeit in Dürscheid

Dorfschule: Der erhalt der ehemaligen Lehranstalt wurde am Sonntag mit einstigen Schülern gefeiert.

Burscheid. Am Sonntag die muffige Schulbank drücken? Für Kinder ein absoluter Graus. Doch am vergangenen Sonntag war die kleine Dorfschule in Dürscheid gut gefüllt, niemand verzog das Gesicht bei dem Gedanken, sich in einer ehemaligen Lehranstalt zu befinden.

Gefeiert wurde am zweiten Advent die Rettung der kleinen Schule. Mit Puffelskuchen und Glühwein vergaß man die kalten Temperaturen und ließ alte Zeiten Revue passieren.

"Gerade die Puffelkuchen wurden hier sehr oft gebacken”, erklärt Veronika Schulz. "Zum Ende des heißgeliebten Sankt-Martins-Zug durch Dürscheid traf man sich hier und genoss bei warmen Getränken die kleinen Hefeküchlein in rauen Mengen.”

Gemeinsam mit ihrer Familie traf die Dürscheiderin im vergangenen Jahr die Entscheidung, sich dem Schicksal der alten Volksschule anzunehmen. Nun soll aus dem 120 Jahre alten Gebäude ein Wohnhaus werden: Einer ihrer Söhne soll bald dort einziehen.

Doch bevor es so weit ist, zollte man den nostalgischen Gedanken Tribut mit dem letzten Fest in der Schule: Zusammen wurde überlegt, wie es einst in dem Gebäude ausgesehen hat. "Nachdem aus der Schule ein Kindergarten wurde, hat sich einiges geändert”, sagt Veronika Schulz.

Die Schulbänke mussten Kinderbüchern und Spielzeug weichen. "Unseren Puffelskuchen haben wir in der ehemaligen Spielecke gegessen. Mein Sohn erinnerte sich noch genau, wo die Spielsachen lagen und die kleinen Tische standen”, überlegt Veronika Schulz.

Schließlich hätten all ihre Kinder den ehemaligen Kindergarten besuchten und gemeinsam blickte man am Sonntag zurück.

Auch Rudi Steinbach erinnert sich noch genau an seine Schulzeit. Bereits seine Mutter besuchte die Dorfschule in Dürscheid: "Besonders viel Schule hatten wir leider nicht. Der Krieg hat uns viel Zeit gestohlen”, erzählt er.

Von 1940 bis 1948 besuchte er die örtliche Volksschule. Auf dem Stundenplan standen nicht nur Rechnen, Lesen und Schreiben: "In Zeiten des Krieges haben wir außerdem gelernt, wie man Bunker baut und Schutzgräben errichtet.”

Im Gepäck hatte der Dürscheider nicht nur alte Erinnerungen, sondern auch ein Strafregister der ehemaligen Schüler von 1905. Darin notiert waren Vergehen und deren Ahndung: "So bekam ,Peters, Wilhelm’ eine Strafe von vier Schlägen aufs Gesäß für wiederholten Ungehorsam.

Und ein anderer Schüler ebenfalls vier Schläge auf Grund von wiederholten Frechheiten”, erklärt Steinbach schmunzelnd. In seiner Schulzeit war die Züchtigung mit dem Rohrstock noch erlaubt, aber in Dürscheid eher unüblich: "Unser Lehrer war eine Seele von Mensch. Er hat niemanden geschlagen”, resümiert er.

Mit lustigen und auch weihnachtlichen Liedern von der Burscheider Gruppe (L)a Cappella war auch die musikalische Untermalung gelungen. Und am Ende lautete das Fazit: "Mit dem Abriss des Gebäudes wären auch viele Erinnerungen zu Ende gegangen”, sagt Rudi Steinbach.

"Man verbindet viele Momente der Jugend mit der alten Schule. Deshalb sind wir alle sehr froh, dass die Schule erhalten bleibt."

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