Erinnerung: „Die Dampfloks konnte man meilenweit riechen und hören“
Mit ihrem Opa schloss Marlies Dehnhardt als Kind Wetten ab, woher der einlaufende Zug kam.
Burscheid. Ich bin in Hilgen geboren und bei meinen Großeltern aufgewachsen. Die Eisenbahnstrecke Lennep - Opladen ging direkt an unserem Grundstück vorbei. Anfangs war die Strecke zweigleisig und es gab Bahnsteig 1 und 2 mit Unterführung, außerdem gab’s noch ein Fahrkartenhäuschen, wo die Fahrkarten geknipst wurden. Ich kann mich noch gut an die alten Dampfloks erinnern, die man schon meilenweit riechen und hören konnte, zum Schluss fuhr nur noch der Schienenbus.
Mein Opa und ich haben oft im Baumhof gesessen und geraten, wo der Zug gerade abgefahren war, um pünktlich im Bahnhof Hilgen einzutreffen. Die Fahrpläne kannten wir auswendig. Wenn ich gewonnen hatte, gab’s Eis oder einen Groschen, wenn mein Opa gewann, musste ich sonntags mit ihm Taubenuhren ablesen. Tauben und Hunde waren seine Hobbys. Oft haben wir Kinder an den Bahnhängen gespielt oder Himbeeren und Brombeeren gepflückt. Wenn die Züge kamen, haben wir gewunken und die Lokführer haben uns mit Hupsignal zurückgegrüßt. Wie oft habe ich damals die Schüler und Arbeiter beneidet, die jeden Tag mit dem Zug fuhren.
Dann endlich war es so weit. Nach meiner Schulzeit hatte ich mich für die Handelsschule Burscheid entschieden und nun fuhr auch ich täglich mit dem Zug nach Burscheid. Wir Schüler trafen uns immer in einem bestimmten Abteil, machten nachträglich unsere Hausaufgaben oder heckten irgendwelche Streiche aus. Nach Abschluss der Handelsschule begann ich die Lehre bei der Volksbank, wieder fuhr ich mit dem Zug, mittlerweile viermal am Tag. Die Schaffner und Zugführer kannten mich nun schon einige Jahre und deshalb brauchte ich meine Monatskarte nicht mehr zu zeigen.