Erinnerung an die Kaiserglocke im Kölner Dom

Vor 100 Jahren wurde die die größte freischwingende Glocke der Welt in der Kathedrale zerlegt und abtransportiert.

Erinnerung an die Kaiserglocke im Kölner Dom
Foto: Hohe Domkirche/Jennifer Rumbach

Köln. Mitte Juli 1918, vor genau 100 Jahren, war die Schwerstarbeit geschafft. Die 27 Tonnen schwere Kaiserglocke des Kölner Domes war zerlegt und zu großen Teilen bereits abtransportiert worden.

An die ehemalige größte freischwingende Glocke der Welt erinnern seither nur noch Fotos, zwei ehemalige Klöppel, kleine Bruchstücke im Dombauarchiv und eine Plakette unter dem 1920 von Georg Grasegger geschaffenen Kriegergedächtnismal im Dom.

Im Zweiten Weltkrieg abgenommen, war die Gedenktafel für die Glocke jahrzehntelang in den Depots der Dombauhütte eingelagert und nahezu in Vergessenheit geraten. Anlässlich des einhundertsten Jahrestages der Zerlegung der Glocke wurde sie am vergangenen Donnerstag von der Dombauhütte wieder an ihrem alten Standort angebracht. Sie zeigt die Zerschlagung der Glocke und die Umschrift „Auch mich zerschlugen sie - Kaiserglocke Koeln 1918“.

Im Vergleich zu den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges überstand der Dom den Ersten Weltkrieg nahezu unbeschadet. Dass man aber auch damals bereits mit der Möglichkeit einer Bombardierung der Kathedrale rechnete, zeigt die Entscheidung des Domkapitels, im Oktober 1917 einen Teil der mittelalterlichen Glasfenster ausbauen zu lassen — darunter vor allem die aus dem frühen 16. Jahrhundert stammenden Nordseitenschifffenster.

Eine für den Dom sehr viel konkreter werdende Gefahr stellte aber die sich im Laufe des Krieges zuspitzende Ressourcenknappheit im Deutschen Reich dar. Im Januar 1917 gerieten zunächst die aus Zinn oder einer Zinn-Blei-Legierung gefertigten Prospektpfeifen von Kirchenorgeln ins Visier der Behörden. Deutschlandweit mussten sie registriert und abgegeben werden. Nur wenige Instrumente wurden am Ende verschont.

Im März 1917 folgte die Bekanntmachung, dass Bronzeglocken mit einem Gewicht von über 20 Kilogramm gemeldet und gegebenenfalls abgegeben werden mussten. Auf Nachfrage des Kölner Erzbischofs Felix Kardinal von Hartmans teilte das Kriegsamt mit, dass in jeder Kirche mindestens eine Glocke verbleiben solle. Auch alle vor 1400 entstandenen Glocken sollten von einer Beschlagnahmung ausgenommen sein.

Obwohl somit die meisten Glocken des Domes bedroht waren, musste die Hohe Domkirche am Ende nur eine einzige Glocke opfern, die 1874 von Andreas Hamm in Frankenthal gegossene Kaiserglocke. Die von Kaiser Wilhelm I. gestiftete Glocke war mit einem Gewicht von etwa 27 Tonnen die größte freischwingende Glocke ihrer Zeit.

Sie wurde aus der Bronze von 22 im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 erbeuteten Geschützrohren gegossene. Zwischen Mai und Juli 1918 wurde sie in einer aufwendigen Prozedur zerlegt und abtransportiert.

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