Eistraining auf dem Ring

Alle paar Jahre bereiten sich die Fahrer von Wiedenhoff in Hockenheim auf den Ernstfall vor.

Burscheid. Ohne einen zweiten Pullover unter der Uniform und eine große Thermoskanne Kaffee geht Udo Bukofski bei diesem Wetter nicht aus dem Haus. Bukofski ist Busfahrer. Seit 29Jahren arbeitet er für das Fuhrunternehmen Wiedenhoff - er ist gerüstet für Schnee und Eis, der 56-Jährige fürchtet das Winterwetter nicht.

Als Mitte Dezember der erste Schnee fiel, kutschierte er eine Reisegruppe von Frankfurt zurück nach Burscheid. "Wichtig ist, langsam zu fahren. Wenn’s zu glatt ist, bleibe ich stehen und warte auf den Streudienst." Natürlich moserten die Fahrgäste dann über die Verspätung, in Leverkusen zum Beispiel. "Die Kunden verstehen häufig nicht, warum wir uns verspäten. Wenn’s in Burscheid schneit, sind in Leverkusen die Straßen frei."

Doch Sicherheit geht vor. Holger Wiedenhoff kann sich nicht erinnern, dass einer seiner Fahrer im Winter die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren hätte. Einziger Fall: eine Lehrfahrt, bei der ein leerer Linienbus in ein Feld am Straßenrand rutschte. Damals rief Wiedenhoff den Nachbarn zur Hilfe. Der rückte bereitwillig mit dem Trecker an, um den Bus aus dem Graben zu ziehen. "Das ist lange her", sagt Wiedenhoff und klopft auf den Tisch. "Toi, toi, toi."

Seine Busfahrer sind für Schnee und Eis trainiert. Alle drei bis vier Jahre geht’s für die Angestellten zum Fahrertraining auf den Hockenheimring. Bukofwski war 2006 dabei, fuhr auf spiegelglatter Fläche so lange im Kreis, bis die Hinterräder des Busses ausbrachen - ohne die Kontrolle über das Fahrzeug zu verlieren. Und sagt jetzt, dass er genau weiß, wie er im Notfall reagieren muss. Eine Herausforderung ist die Fahrt bei Minustemperaturen dennoch.

Besonders schwer zu passieren seien im Winter die Straßen über Paffenlöh oder Glüder. Zudem wechseln auf den Strecken, welche die Linienbusse täglich zurücklegen, verschneite und unverschneite Straßen. Schneeketten kommen also nicht in Frage, selbst wenn in Burscheid die Schneedecke mehr als 50 Zentimeter messen sollte. "Das letzte Mal haben wir die in den 50er Jahren eingesetzt", glaubt Wiedenhoff sich zu erinnern.

Sollte der Winter mit voller Wucht hereinbrechen, bleibt ihm nichts anderes übrig, als die Busse im Depot zu lassen. Im vergangenen Jahr sei das der Fall gewesen. "Da haben sich die verschiedenen Unternehmen abgesprochen."

Zur Zeit steht Wiedenhoff vor ganz anderen Herausforderungen. Die Fahrgäste tragen den Matsch von der Straße in die Linienbusse. "In der Regel säubern wir die Busse einmal täglich", sagt Wiedenhoff. Im Winter dagegen müsse die Putzkolonne gleich mehrfach anrücken.

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