Eine Zeitreise nicht nur mit bergischen Spezialitäten

Seit 20 Jahren gibt es die Burscheider Formation (L)a Capella. Im Jubiläumskonzert zogen die Sänger musikalisch Bilanz.

Eine Zeitreise nicht nur mit bergischen Spezialitäten
Foto: Doro Siewert

Burscheid. Wie angekündigt, nahm die sechsköpfige Band (L)a Capella ihre Zuhörer im Haus der Kunst auf eine musikalische Zeitreise mit. Das große Konzert zum zwanzigjährigen Bestehen der Gruppe übertraf die Erwartungen im voll besetzten Saal.

Am Samstagabend wurde es sogar für zwei Minuten weihnachtlich — mitten im April. „Alle Jahre wieder“ bliesen die Trompeten, als sich langsam der Vorhang öffnete. Angetan mit dicken Jacken, Schals und Mützen standen die Musiker auf dunkler Bühne, auf der Stirn grelle LED-Lampen. In den nächsten Minuten gab Lothar Romanowski dem ungewöhnlichen Einstieg eine logischen Grund: „In den ersten Zeiten von (L)a Capella hatten wir die Ehre, hoch vom Kölner Dom herunter, dieses alte Weihnachtslied zu blasen.“ Gleich darauf konnten sich die Besucher ein Hör-Bild davon machen, wie vereiste Instrumente und frierende Musiker mit dieser Melodie nicht fertig geworden waren. Der Töne-Brei sorgte gleich zu Beginn des Konzerts für einen ersten Lacherfolg. Nachdem die schweren Winterjacken fielen, griff Chorleiter Romanowski zu seiner „Schrumm“ — auf hochdeutsch Gitarre.

Zum festen Repertoire von (L)a Capella gehören unter anderem Songs der Kölner Band Bläck Fööss, nun aber speziell für sechs harmonierende Solostimmen arrangiert und zum Teil neu getextet. Zu den Liedern erschien hinter den Sängern eine farbige Multi-Media-Show, gesteuert von Luisa Wengenroth. Als Pendant zu den halb-satirischen Texten und deren begeistertem Mitklatschen ließen romantische Liebeslieder wieder eine stimmungsvolle Stille im Saal zurück.

Der Wechsel zu lokalgefärbten Parodien brachte eine weitere Farbe ins Programm. Wo liegt in Burscheid die Wetterscheide? Natürlich in Kämersheide — oder wie es Burscheidisch heißt: in Kemmerscheed! Franz-Josef Schmitz kündigte sein eigen getextetes Loblied auf eine ur-bergische Spezialität mit einer Eloge auf die Zeit an, als Schweine noch in Hausschlachtung verarbeitet wurden. Höhepunkt der Fleischverwertung war damals der gekochte Panhas. In diesem befanden sich alle Teile vom Schwein, (außer dem hintersten Teil und der Zunge).

Die Zeitreise mit (L)a Capella führte auch zu fremden Sprachen — angefangen bei dem nicht leicht zu erlernenden bayerischen Dialekt. Nach diesem Schlenker mit Augenzwinkern wurde es dann tatsächlich europäisch. Nach einer musikalischen Konzertreise zusammen mit dem Mandolinen-Orchester „Tremolo“ waren zwei spanische Lieder für das Sextett „mundgerecht“ bearbeitet worden. Mit welch feinen Ohren das Publikum die Eigenart „seiner“ (L)a Capella-Sänger verfolgt, wurde aus der Bemerkung eines Zuhörers deutlich: „Als im besonders diffizilen Zusammenklang mit wechselnden Taktgrößen im Melodienfluss von „Chicitita“ ein Hänger passierte, wusste ich sofort: das war als Gag geplant.“

Im zweiten Konzertteil ging die Zeitreise durch verschiedene Musikstile munter weiter, gewürzt mit humorvollen Wortspielen. Auch hier wurden die Refrain-Rhythmen kräftig zum Mitklatschen genutzt. Gut getimed schloss das über zwei Stunden währende Jubiläumskonzert mit einem adaptierten Bläck Fööss Titel: „Bye, bye, my love!“ urs

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