Eine spanische Krippe in Burscheid

Tradition: Bei Familie Wiendl gehört ein Modell zu Weihnachten, wie der Baum. Ein Fest ohne den Brauch ist kaum vorstellbar.

Burscheid. Esel und Schafe, Schweine und Kühe stehen neben der großen Scheune träge auf dem Ackerland herum. Ein Mann trägt einen Korb über eine kleine Holzbrücke, während ein anderer eine Schubkarre zur Scheune schiebt. Daneben brennt ein Lagerfeuer, Töpfe und Kisten stehen herum. Es scheint, als herrsche auf dem, hügeligen und bewaldeten Landstrich reges Treiben. Doch was ist das? Ein genauerer Blick auf die friedliche Szenerie offenbart Seltsames: In der Nähe einer Ackerfläche hockt ein kleiner Mann mit Roter Pudelmütze und heruntergelassener Hose.

„Nach spanischer Tradition gehört der einfach dazu“, sagt Roser Wiendl und lächelt, während sie zufrieden auf ihr rund zwei Quadratmeter großes Krippen-Modell im Wohnzimmer schaut. „Das ist der kleine Scheißer. In Spanien heißt es, er soll das Land düngen und so für eine gute Ernte sorgen“, berichtet die 44-Jährige, die an Heiligabend Geburtstag hat.

Mit dem Modell der Weihnachtskrippe brachte Wiendl einen traditionellen Brauch aus ihrem Heimatland Spanien mit nach Burscheid. „Unsere Kinder und ich finden das einfach toll. Für uns gehört das schon lange zum Weihnachtsfest dazu“, sagt Ehemann Udo Wiendl (47), den das „Krippen-Fieber“ fest im Griff hat.

Am vergangenen Wochenende waren die Wiendls gemeinsam in München auf einem Krippen-Weihnachtsmarkt und kauften dort weiteres Zubehör für ihre Mini-Weihnachtslandschaft. Seit 1987 sind mittlerweile über 25 Menschen- und 50 Tierfiguren zusammengekommen — unter anderem auch aus Roser Wiendls Heimatstadt Barcelona. In jedem Jahr wird die Krippe dann gemeinsam in liebevoller Kleinarbeit mit den Kindern Fabian (21) und Alicia (18) aufgebaut.

Pünktlich zum 12. Dezember muss das Modell alljährlich fertig sein. „Dann ist in Spanien der Feiertag Santa Lucia“, erklärt Roser Wiendl: „Von diesem Tag an, wandern die Figuren von Maria und Josef jeden Tag ein wenig näher in Richtung der Krippe.“ Die Krippe mit dem Jesuskind wird erst an Heiligabend dazugestellt. Dann sind auch die Figuren von Maria und Josef angekommen.

Bis zum 6. Januar bleibt die spanische Weihnachtskrippe noch im Wohnzimmer der Wiendls stehen — mindestens. „Denn bis zu diesem Tag dauert es, bis dann auch die Figuren der Heiligen Drei Könige an der Krippe angekommen sind“, sagt die gebürtige Spanierin. Ab dem 24. Dezember werden die Figurentäglich ein Stück näher an die Krippe herangestellt.

Das spanische Krippenmodell erfreut sich mittlerweile immer größerer Beliebtheit: „Viele unserer Freunde und Bekannten fragen, wann wir sie aufstellen und kommen dann, um sie anzuschauen.“

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