Betreuung Eine „Mini-Kita“ als Modellprojekt

Burscheid  · Premiere im Kreis: Im August eröffnet eine Tagespflege für neun Kinder an der Adolph-Kolping-Straße. Fünf Plätze davon sind für drei Burscheider Firmen reserviert.

 V.l.: Bürgermeister Stefan Caplan mit den Beteiligten, die an der Tagespflege mitgewirkt haben: Uwe Nickut von der gleichnamigen Catering GmbH, Silke Kentmann und Heinz Peter Höller vom Kreisjugendamt, Petra Savaris (Adient) und Patricia Mierau (Fietz).

V.l.: Bürgermeister Stefan Caplan mit den Beteiligten, die an der Tagespflege mitgewirkt haben: Uwe Nickut von der gleichnamigen Catering GmbH, Silke Kentmann und Heinz Peter Höller vom Kreisjugendamt, Petra Savaris (Adient) und Patricia Mierau (Fietz).

Foto: Siewert, Doro H503799

Anderthalb Jahre haben die Vorbereitungen gedauert  – nun kann die erste Großtagespflege mit Plätzen für neun Kinder im Alter bis zu drei Jahren in Burscheid an den Start gehen. Und sie ist gleichzeitig ein Pilotprojekt weit über die Stadtgrenzen hinaus. „In der Form, dass Firmen ein Zugriffsrecht haben, ist das einmalig im Kreis“, erklärt Heinz-Peter Höller vom Jugendamt des Rheinisch-Bergischen Kreises.

Nicht ohne Stolz präsentierte gestern Bürgermeister Stefan Caplan zusammen mit den Vertretern der drei Burscheider Firmen Adient, Fietz und Nickut und dem Kreisjugendamt die „Mini-Kita“, die ab August unter dem Namen „Die Farbklekse“ an der Adolph-Kolping-Straße 2b eröffnen wird. Unter der Leitung von zwei Erzieherinnen und einer weiteren Fachkraft in Teilzeit werden dann neun Kinder in familiärer Atmosphäre betreut. „Fünf Plätze werden für die Unternehmen reserviert“, erläutert Caplan. Einzigartige daran – zumindest im Kreis – ist das Finanzierungsmodell. Knackpunkt ist, dass die Kinder der Firmenmitarbeiter nicht zwangsläufig aus Burscheid kommen – sondern womöglich aus Leverkusen oder anderen Städten. Caplan: „Für eine Finanzierung ist da erstmal kein Raum.“ Durch die finanzielle Beteiligung der Burscheider Firmen Adient, Fietz und Nickut habe man es aber geschafft, ein Modell auf die Beine zu stellen, bei dem das Kreisjugendamt sehr wohl auch Eltern dieser Kinder grünes Licht geben kann. Und Petra Savaris von der Firma Adient bestätigt, dass genau dies die Firmenrealität ist: „Wir haben sehr viele Mitarbeiter, die aus Köln oder Düsseldorf zu uns kommen. Und wir haben sehr große Schwierigkeiten, Fachkräfte zu bekommen.“ Das Unternehmen habe sogar schon überlegt, einen Betriebskindergarten zu eröffnen, um mit der Familienfreundlichkeit der Firma zu punkten, um Mitarbeiter zu gewinnen. Doch insbesondere rechtliche Voraussetzungen hätten die Pläne zunichte gemacht.

Möglichst langfristig ans Haus binden möchte die Firma Fietz die Belegschaft. „Bei dem einen oder anderen ist eine Karriere in unserem Haus vorgesehen“, erklärt Patricia Mierau. Dafür müssten aber auch Familie und Beruf vereinbar sein. Mit der Möglichkeit, den Mitarbeitern nun einen Platz für das Kind in der Tagespflege anzubieten, sei man nun ein großes Stück bei der „individuellen Lösung“ für einzelne Kollegen weiter. Fachkräfte zu gewinnen und zu halten sei damit besser möglich.

„Ich habe eine andere Motivation“, erklärt Uwe Nickut. „Ich möchte auf diesem Weg etwas zurückgeben.“ Als Caterer profitiere er von Schulen und Kitas in Burscheid. Sein finanzieller Beitrag solle demnach zeigen, dass er sich auch in dieser Stadt einbringen wolle. So ganz uneigennützig ist das freilich nicht, wie er ergänzt. Eine Mitarbeiterin habe in dieser Woche ein Kind auf die Welt gebracht – und suche bald einen Platz dafür in der Nähe des Arbeitsortes.

Das Kreisjugendamt (das für die Stadt wegen der Einwohnerzahl unter 25 000 Menschen zuständig ist; wie auch für Odenthal und Kürten), im Wesentlichen das Land, aber auch die Firmen beteiligen sich zudem an der Ausstattung der für die Tagespflege nötigen Investitionen in Höhe von 31 500 Euro.

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