Kultur Eine Großstadt in bunten Bildern

Köln · Es gibt wohl kaum eine Stadt in Deutschland, über die so viele Bücher verfasst worden sind. Vom klassischen Stadtführer bis zum Köln-Krimi reicht die so umfassende wie auch facettenreiche Literatur über die Domstadt.

 Blick ins Buch: Altstar Ralf König mit seiner Köln-Geschichte  und Franziska  Becker mit ihrer Perspektive auf die City (r.).

Blick ins Buch: Altstar Ralf König mit seiner Köln-Geschichte  und Franziska  Becker mit ihrer Perspektive auf die City (r.).

Foto: Ralf König/Emons

Ein Comic-Buch, das seine Leser durch Köln mitnimmt, gab es in dieser Form bislang noch nicht. Jetzt haben sich im Emons-Verlag 24 Kölner Comic-Künstler zusammengetan und bringen den Leser in ihren Zeichnungen zu ihren Lieblings- und Hassorten in der Stadt. So kann man Köln auf eine besondere Art und Weise kennenlernen und das „garantiert ohne Dom“, der nur mit einem Lächeln auf dem Cover seinen Platz gefunden hat.

Die Bandbreite bei den Künstlern und Künstlerinnen ist groß. Dazu gehört auch Altstar Ralf König, der seit gut vier Jahrzehnten mit Büchern wie „Das Kondom des Grauens“ oder „Der bewegte Mann“ die Fans in seine Welt zwischen schwuler Subkultur und Mainstream mitnimmt. In seiner Geschichte geht es darum, was passiert, wenn man aus der Verwandtschaft aus Teneriffa plötzlich ungebetenen Besuch bekommt und nicht so recht weiß, was man dem Gast in Köln zeigen soll. Doch der zieht es vor, seine Zeit doch lieber in Düsseldorf zu verbringen.

Der jüngste Zeichner im Buch wurde erst 2009 geboren. Nico Schoberth kann Mathe nicht ausstehen, dafür erdenkt er sich Comics in rauen Mengen. In seinen Zeichnungen nimmt er den Betrachter mit auf die Skateplaza am Kap am Südkai des Rheinauhafens – einer seiner Lieblingsorte in Köln. Er besucht ihn mit seinem Vater, einem Arzt, der dummerweise kein Blut sehen kann und dem es beim Anblick der wilden Skater gleich ganz anders wird. Auch der ungehorsame Hund der Familie kommt im Schwarz-Weiß-Comic zu seinen Ehren.

Ein anderer Zeichner, Heribert Schulmeyer, durfte als Kind, Jahrgang 1954, keine Comics lesen. Daher malte er sich einfach selbst welche, las sich später durch den frankobelgischen Comic-Kanon und studierte Kunst. Er arbeitete Anfang der 80er bei Undergroundheftchen mit und war ein Mitbegründer des „Kölner Kästchentreffens“, einer modernen Form des Papiertheaters. Heute arbeitet er als Buchillustrator im Kinderbuchbereich. In seinem Comic steht das Café Scholl im Mittelpunkt, ein Ort der Tradition und der Beständigkeit in der bewegten Großstadt, der trotzdem so manche skurrile Begegnung mit sich bringt.

Vera Langer ist eine fränkische Pfarrerstochter, die im rauen Berlin studiert hat und die nun ihre Wahlheimat in der Kölner Südstadt gefunden hat. Langer hat das Kunsthaus KAT18 aktiv mit aufgebaut und arbeitet als Dozentin und Illustratorin. Ein Teil ihres Lebens hat sie zeichnend und lauschend in Kölner Bäckereien verbracht. Mit ihren Papier- und Keramikarbeiten nimmt sie regelmäßig an Ausstellungen teil. Ihre Comic-Geschichte spielt auf dem ziemlich belebten Chlodwigplatz und im Friedenspark, der auch nicht immer die gesuchte ruhige Oase darstellt.

Mona Mie alias Mona von Winning beschreibt sich selbst in ihrer Kurzbiografie als „wuselig, konzentriert und empathisch für fast alle und alles, außer Seegurken“. Sie liebt Baumhäuser, Zimt, Schnee, Klettern und benutzt Comics als Selbsttherapie. Sie wohnt in Köln und in einem Bus. Mona Mie nimmt ihre Betrachter im Buch mit auf den Herkulesberg, auf dem man dem Verkehrswahnsinn der Großstadt zumindest kurzzeitig entkommen kann. Der „geheime Ort“ ist durch eine Brücke erreichbar und bringt der Kölnerin ein kleines Stück Hoffnung ins Leben zurück.

Insgesamt reicht die Bandbreite der Autoren und Zeichner vom Diplomdesigner und Master of Arts, Claus Daniel Herrmann, und der zeichnenden Journalistin Franziska Becker bis zum Künstlerkollektiv 18 Metzger, die mit ihrem Strip Totes Meer zu den frühen Comic-Bloggern gehören. Die Reise in Comics führt von der Schildergasse und der Hohenzollernbrücke über das Japanische Kulturinstitut und den Eifelwall bis zu Kaygasse und der Körnerstraße. Das Vorwort stammt von Hella von Sinnen, die seit Jahren durch die Verleihung des wichtigsten deutschen Comic-Preises führt und die unter anderem Asterix mit ins Kölsche übersetzt hat. Herausgeben wird das unterhaltsame, aber auch nachdenklich machende Buch von Leo Leowald, der auf Zuruf illustriert und der mit zwarwald.de einen der dienstältesten deutschen Comic-Blogs zeichnet.

 

Leo Leowald (Hg.): Mit Comics durch Köln – garantiert ohne Dom, Emons-Verlag, 160 Seiten, 15 Euro

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