Wunschbaum-Aktion startet wieder Eine Dose Rollmöpse und Socken als Herzenswünsche

Burscheid. · Die zwölfte Wunschbaum-Aktion ist gestartet. Karten können ab sofort „gepflückt“ werden.

Astrid Witze inmitten der Protagonisten der Initiative hat den Wunschbaum im Rathaus-Foyer geschmückt.

Astrid Witze inmitten der Protagonisten der Initiative hat den Wunschbaum im Rathaus-Foyer geschmückt.

Foto: Siewert, Doro

Das Dutzend ist voll. Im kommenden zwölften Monat dieses Jahres wird es die Weihnachtswunschbaum-Aktion der Stadt Burscheid und des Automobilzulieferers Adient zum zwölften Mal geben. Und obwohl die Abläufe und die Protagonisten immer die selben sind, ziehen die Geschichten der Beteiligten zu den Wünschen der Beschenkten jedes Jahr aufs neue in den Bann.

Wohl auch deshalb, weil die meisten Wünsche der Kinder, Jugendlichen und Senioren so elementar sind, dass wir sie in unserer Wohlstandsgesellschaft als im ersten Moment absurd wahrnehmen. Oder, wie es die Organisatorin der Initiative bei der Stadtverwaltung, Edelgard Reininghaus, formuliert: „Für mich es es selbstverständlich, dass ich mir ein paar Socken kaufe, wenn ich sie brauche. Diese Wünsche gehen einem sehr nahe.“

390 Karten der Begehrlichkeiten von Bedürftigen sind bereits fertig. 500 etwa werden es schließlich sein. Gestern wurden die ersten Karten an den von Astrid Witze liebevoll geschmückten Tannenbaum im Rathausfoyer gesteckt. 190 Karten wurden dabei von Claudia Steinhoff zu deren Arbeitgeber Adient mitgenommen. Auch an der Industriestraße steht nämlich ein Baum. „Mich haben schon viele Mitarbeiter gefragt, wann es losgeht.“

Dass es losgehen kann, dafür sorgt bereits seit August die rechte Hand von Bürgermeister Stefan Caplan. „Wenn wir Frau Reininghaus nicht hätten, würde das alles nicht funktionieren“, sagt der Verwaltungschef. Sie hält den Kontakt zu den Organisationen, von denen die Wünsche sozial benachteiligter Burscheider im Wert bis zu 20 Euro weitergeleitet werden. Die Kirchen, die Tafel, der Kinderschutzbund, das Altenzentrum, der ASB, die Diakonie-Sozialstation, das Frauen-Zimmer und der Seniorenbeirat. Deren Vertreter kamen gestern im Rathaus für den Startschuss der Wunschbaum-Aktion zusammen. Und sie gaben ein paar Kostproben jener für die meisten von uns Selbstverständlichkeiten - nicht um die voyeuristische Lupe darauf zu halten, sondern auch, um auf die Defizite in unserer Gesellschaft hinzuweisen, wie Det Junker vom Kinderschutzbund sagte: „Eigentlich ist es ein Skandal, wenn sich jemand eine Dose Rollmöpse wünscht. Das macht mich wütend.“

Und so stehen auf der Liste zumeist folgende Wünsche ganz oben: warme Winterkleidung, Schuhe, Kaffee, Kinokarten, Schwimmbadkarten, Lern- und Motorikspiele, Fußbälle, Spiele für Kinder, Buntstifte - und natürlich auch das Feuerwehr-Spielzeugauto. Ausreißer nach oben habe es in den ersten Jahren der Wunschbaum-Aktion gegeben. „Jetzt ist eigentlich niemand mehr über dem Wert von 20 Euro“, sagt Stefan Caplan, der den Wert der Aktion mit folgenden Worten zusammenfasst: „So erreichen wir die Menschen, die sonst von fast allen vergessen werden.“ Und laut Christel Knobel vom Seniorenbeirat gehe es bei der Übergabe des Geschenks gar nicht mehr um den materiellen Wunsch. „Die freuen sich über das Gespräch. Das Geschenk ist dann gar nicht mehr wichtig.“

Geschmunzelt darf natürlich trotzdem über manche Wünsche werden: Über den Rohrreiniger, der auf der Liste auftaucht, über den jedes Jahr wiederkehrenden Rothschild-Rotwein des immer gleich lautenden Herstellers und den pragmatischen Wunsch einiger Jugendlicher nach dem Handyguthaben.

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