„Eine Atmosphäre wie im Kühlschrank“

Interview: Wahlmann Herbert Reul (CDU) über seine Stimme für Wulff und die Folgen der Bundespräsidentenwahl.

Rhein.-Berg. Kreis. Zum fünften Mal war der Leichlinger Europaabgeordnete Herbert Reul (CDU) Wahlmann bei einer Bundespräsidentenwahl. Seit 1994 hat er mit seiner Stimme mal den späteren Bundespräsidenten gewählt, mal nicht.

Herr Reul, Sie waren loyal und haben dreimal für Christian Wulff gestimmt?

Herbert Reul: Ich war überzeugt, nicht loyal. Ich kenne Christian Wulff und habe ihm mit voller Begeisterung meine Stimme gegeben.

Warum haben das andere Wahlmänner und -frauen der Koalition nicht gemacht?

Reul: Wenn ich das wüsste. Ich glaube, es gab ganz unterschiedliche Motive. Einige waren wahrscheinlich persönlich sauer auf Merkel und/oder Wulff, weil sie irgendwann einmal auf der Strecke geblieben sind. Dann gab es vielleicht Leute, die mit der Politik nicht zufrieden sind. Und schließlich haben manche Gauck einfach für den Besseren gehalten.

Sagen Sie was zu der Atmosphäre zwischen dem zweiten und dritten Wahlgang.

Reul: Die war gut. Die komplizierteste Atmosphäre herrschte nach dem ersten Wahlgang. Da war es in unserer Fraktion wie im Kühlschrank. Alle waren erschrocken und erschüttert und leise Töne waren angesagt. Vor dem dritten Wahlgang hat Roland Koch dann eine sehr kluge Rede gehalten.

Kann die Regierung so weitermachen wie bisher?

Reul: Auf keinen Fall. Sie muss in ihren Entscheidungsstrukturen schneller werden. Und die Politik muss Vertrauen zurückgewinnen. Ich traue Christian Wulff zu, dass er dabei helfen kann.

Wie beschädigt ist er selbst?

Reul: Gar nicht. Hinterher hat er gesagt, beim letzten Mal habe er auch drei Anläufe gebraucht, um Ministerpräsident zu werden. Da sei das doch diesmal schneller gegangen.

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