Ein jähes Ende — und eine Rost-Epoche

Während Sigrid Hruschka mit ihrem Kadett schon nach wenigen Monaten einen Unfall hatte, hielt der Simca ihres Mannes Horst zehn Jahre lang.

Ein jähes Ende — und eine Rost-Epoche
Foto: Siewert

Burscheid. Das erste Auto gleich im Doppelpack. Das gab es noch nie in dieser Serie. Und dabei haben die „Biografien“ der Autos von Horst und Sigrid Hruschka völlig unterschiedliche Erwartungshaltungen erfüllt. Frieda, das war der Opel Kadett der heute 68-Jährigen, schaffte es „unter“ ihrer neuen Besitzerin gerade mal auf wenige Monate. Paul, der Simca des heute 63-Jährigen, auf stolze zehn Jahre.

Ein jähes Ende — und eine Rost-Epoche
Foto: Siewert

BV-Serie: Mein

Ein jähes Ende — und eine Rost-Epoche
Foto: Hruschka

erste Auto

„Unsere Autos hatten immer Namen“, räumt der ehemalige Vermögensberater der Kreissparkassen-Filiale in Burscheid ein. Doch Frieda, schneeweiß und unschuldig, konnte in der harten Autowildnis nicht mithalten. „Ich habe den Wagen auf der Autobahn in Duisburg-Kaiserberg auf die Leitplanke gesetzt“, sagt die damals 29-Jährige. Kein Fehler übrigens der Fahranfängerin, die zu der Zeit in Leverkusen wohnte. Ein Reifen war geplatzt, hatte den Wagen ins Schleudern gebracht, nach einem oder mehrerer Überschläge war dann Endstation auf der Leitplanke und zum Glück nicht auf der Gegenseite. Wortwörtlich mit einem blauen Auge kam Sigrid Hruschka davon — obwohl sie nicht angeschnallt gewesen war. Doch sie habe sich so an das Lenkrad gekrallt, dass die Säule sich bei dem Kraftakt verbogen hatte. Da mag es doch trösten, dass aus dem eigentlichen Vorhaben nichts wurde. „Ich habe meiner Mutter versprochen gehabt, wenn ich ein eigenes Auto habe, fahren wir zusammen an die See.“ Die Mutter, die damals in Bocholt lebte, wartete vergeblich auf die Tochter, die von Autobahnpolizisten aus dem zerstörten Kadett geholt und zur ärztlichen Kontrolle in eine Klinik gebracht worden war. Danach durfte sie ihre Eltern anrufen — und bekam später von ihrem Vater einen neuen Kadett.

Einen neuen Wagen hätte Horst Hruschka sicher auch gebraucht. „Das war eine totale Rostlaube“, erinnert er sich an seinen ersten Wagen, einen Simca 1100. Während Bekannte von Hruschka sich darüber ausließen, dass ein Sparkassenmitarbeiter in gehobener Funktion doch bitte nicht solch ein Auto fahren dürfe, trafen die Prognosen der Kollegen in dem Geldinstitut präzise zu, als der Burscheider damals verkündet, mit dem Simca nach Finnland fahren zu wollen. „Du schaffst es gerade mal bis Remscheid“, höhnten sie. Dort ging der Wagen dann auch aus. Ein Zündkontakt war gebrochen und konnte in einer Schnellreparatur von einem „gelben Engel“ ersetzt werden. Dann ging es weiter — hunderte von Kilometern. „Wir mussten die ganze Fahrt zittern“, erinnern sich die beiden heute. Kurz vor dem Urlaubshäuschen im Wald brach dann noch der Auspuff ab. Doch in einer finnischen Werkstatt konnte man gut schweißen.

Die späte Erkenntnis kam mit den Kindern. Ein Mercedes Kombi wurde gekauft. Und weitere folgten. Doch alte Autos hatten eins gemein. „Ich habe auf alle eine Rolling-Stones-Zunge geklebt.“

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