Ein Burscheider Feuerwehrmann in der Wüste

Christian Kohn hilft in den Emiraten beim Aufbau der Feuerwehr nach deutschem Vorbild.

Ein Burscheider Feuerwehrmann in der Wüste
Foto: Christian Kohn

Burscheid. Christian Kohn (36) ist Feuerwehrmann. Seit 25 Jahren. Angefangen hat er bei der Jugendfeuerwehr, später ging es über die Freiwillige Feuerwehr Burscheid bis zur Berufsfeuerwehr Wuppertal. Und jetzt steht er in der Wüste. Genauer gesagt, in Ras Al Khaimah, 100 Kilometer von Dubai entfernt, in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Dort hilft er, das Feuerwehrsystem nach deutschem aufzubauen. Denn vor einiger Zeit ist in Ras Al Khaimah eine Mall abgebrannt. Was wohl zu verhindern gewesen wäre. „Danach haben sie sich weltweit auf die Suche gemacht nach Fachkräften für ihre Feuerwehr“, sagt Kohn. Und sind dabei in Deutschland fündig geworden. Inzwischen wird in dem Emirat sogar nach deutschen Dienstvorschriften, die ins arabische übersetzt wurden, gearbeitet.

Drei bis vier Feuerwehrleute aus Deutschland sind auf Kohns Wache. Einer kommt sogar auch aus Burscheid. Die Verständigung mit den arabischen Kollegen ist schwierig. Die Hälfte der knapp 25 Mann versteht Englisch, mit dem Rest kommuniziert man in Stichworten oder mit Händen und Füßen. Kohn ist Supervisor, eine Art Einsatzleiter mit beschränkter Befugnis. Denn da gibt es noch den Local Supervisor, einen Einheimischen, „und der hat den Hut auf“, wie Kohn sagt. Dem kann er keine Vorschriften machen. Aber Vorschläge kann er ihm suggerieren. „Wie wäre es, wenn wir mit Schaum arbeiten würden — what about foam“? Wenn die Antwort „no need“ lautet — „nicht nötig“ — muss sich Kohn etwas anderes einfallen lassen.

Das kleine Land am Persischen Golf gibt es seit gerade einmal 43 Jahren. In den 1950er Jahren wurde das erste Öl gefunden, davor lebte man als Nomade, Perlenfischer, Hammelzüchter. „Der technische Fortschritt in den letzten 40 Jahren hat viele überrollt“, sagt Kohn. Umweltschutz gebe es in dem Land, in dem das Öl einfach aus der Erde kommt, praktisch nicht. Energiesparen ist nur etwas für Menschen mit Sinn für schrägen Humor.

Kohn musste sich umstellen, als er im Herbst vergangenen Jahres in das Emirat zog. Persönlich und beruflich. In dem Wüstenstaat gibt es keine Hydranten. Das Löschwasser wird in Tankfahrzeugen mit bis zu 18 000 Litern vorbehalten. Acht Stück gibt es davon auf Kohns Wache. Zum Vergleich, in Burscheid gibt es einen Tank mit 2500 Litern. Und wenn es einmal im Jahr regnet, dann kommt gleich eine drei Tage andauernde Sintflut vom Himmel herunter. Autos stehen dann bis zur Motorhaube im Wasser, denn auch eine Kanalisation gibt es nicht. Die Araber nehmen es gelassen hin, und Kohn erst recht. „Das ist da keine Feuerwehrlage, damit haben wir nichts zu tun.“

Im Herbst, als er ankam, war das Klima noch mild. Am 25. Dezember ging es mit Kollegen zum Weihnachtsgrillen in die Wüste und im Februar ist er bei moderaten Temperaturen einen Halbmarathon gelaufen. Aber im Sommer wird der Schutzanzug zur Einmann—Sauna, derzeit herrschen 45 Grad bei hoher Luftfeuchtigkeit. Sogar der Pool in der Hotelanlage muss gekühlt werden, damit man ihn benutzen kann. Auf seine Arbeit haben die extremen Bedingungen wenig Einfluss. „Das Feuer ist in Deutschland genauso heiß wie in den Emiraten“, sagt er. Im September kehrt er zurück nach Burscheid, ein Jahr in der Wüste reicht ihm: „Mir fehlt das Grüne.“

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