Ein Banker wird zum Priester

14 Jahre war Michael Hoßdorf als Diakon in Burscheid tätig. Zu seiner ersten Messe als Priester möchte er zurückkehren.

Burscheid. Sein Herzenswunsch ist es, seine erste Messe als katholischer Priester in Burscheid zu halten. „Hier habe ich im Rahmen meiner Tätigkeit als Diakon die längste Zeit zugebracht“, erinnert sich Michael Hoßdorf.

Nachdem er im Kölner Dom mit 26 Jahren zum Diakon geweiht worden war, wirkte er 1991 in diesem Amt zunächst in seiner Heimat Odenthal. Anschließend übte der 45-Jährige dann zwischen 1993 und 2008 seine Tätigkeit als Diakon in der katholischen Kirchengemeinde Burscheid aus — neben seinem Beruf als Ausbilder, Bereichsleiter für Kundenservice und Vertrieb sowie als Privatkundeberater der Raiffeisenbank Kürten-Odenthal.

Seinen Job hat Hoßdorf mittlerweile gekündigt, um sich endlich seinen ursprünglichen Wunsch, Priester zu werden, zu erfüllen. Dazu macht er seit Ende August eine Ausbildung am Erzbischöflichen Priesterseminar, seine Praktikumsgemeinde ist St. Peter in Zülpich. „Ich habe mich ja praktisch schon vor 25 Jahren auf diesen Weg gemacht und habe diesen Wunsch nie aus den Augen verloren“, erklärt Hoßdorf.

Dabei waren seine Eltern damals von der Idee, Priester zu werden, nicht sonderlich begeistert. „Nach einem Gespräch mit dem damaligen Pastor und Diakon meiner Heimatgemeinde, entschied ich mich dann zu einem Kompromiss: Ich nahm mein Theologiestudium am Kölner Diakoneninstitut auf und ging daneben meinem Beruf bei der Bank nach“, erinnert sich Hoßdorf.

Nun, Jahre später, sorgte seine nachträgliche Entscheidung für das Priesteramt „eigentlich durchweg“ für positive Resonanz. „Als ich meiner Mutter von meinem Entschluss erzählt habe, grinste sie nur. So, als ob sie sagen wolle, dass sie schon auf diese Nachricht gewartet habe“, berichtet Hoßdorf und schmunzelt. In seinem Freundeskreis sei die neue Berufswahl mit Freude und Zustimmung, aber kaum überrascht aufgenommen worden.

Lediglich Johannes Berens, Hoßdorfs direkter Vorgesetzter bei der Bank, sei ob der Nachricht zunächst geschockt gewesen. Für Michael Hoßdorf verständlich: „Auch für mich war es nach unserer jahrelangen vertrauensvollen und engen Zusammenarbeit nicht leicht, diesen Schlussstrich zu ziehen.“ Berens habe ihn jedoch mit den Worten entlassen: „Ich werde sie auf ihrem Weg begleiten. Sie werden einmal ein guter Priester sein.“

Damit sich diese Prognose in Zukunft auch tatsächlich erfüllt, arbeitet Hoßdorf derzeit hart und intensiv an der Ausbildung zum Priester. In Zülpich, wo er mittlerweile auch wohnt, unterstützt er als Diakon den Ortspfarrer. „Ich werde nach und nach ins priesterliche Leben eingeführt, unterrichte an einer Schule und kann auch verschiedene Projekte umsetzen.“ Daneben seien ebenfalls alltägliche Aufgaben wie Predigten, Beerdigungen oder Taufen neben vielen Gesprächen mit Mitgliedern der neuen Gemeinde Bestandteil des Tagesablaufs.

Wenn bei der Ausbildung alles nach Plan verläuft, wird Michael Hoßdorf vermutlich am 15. Juni 2012 (Herz-Jesu-Fest) zum Priester geweiht. Eine Woche später könnte dann seine Primizfeier, also seine erste Messe in Burscheid folgen. „Ich habe noch zu vielen Burscheidern Kontakt, und ich glaube, sie würden sich genauso wie ich darüber freuen, wenn das funktionieren würde.“

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