Dirigent Peter Rinne im Interview: „Man ist jeden Abend unterwegs“

Dirigent Peter Rinne über die Adventszeit, seine Ensembles und Musik in den Hofschaften.

Dirigent Peter Rinne im Interview: „Man ist jeden Abend unterwegs“
Foto: Doro Siewert

Herr Rinne, jetzt in der Adventszeit geben Sie und Ihre Chöre bzw. Orchester die meisten Konzerte. Ist diese Zeit eher anstrengend oder eher aufregend?

Peter Rinne: Sowohl als auch. Ich habe Sonderproben eingerichtet, man ist jeden Abend unterwegs. Der Chorgesang hat Nachwuchssorgen.

Sie leiten den Männergesangverein (MGV) Niederwermelskirchen. Wie gehen Sie mit diesem Problem um?

Rinne: Dieses Problem hat jeder Chor. Um den Chorgesang und den Verein weiter bestehen zu lassen, haben wir viele Klimmzüge gemacht. Ein großer Punkt war die Bildung eines Kammerchores vor zwei Jahren innerhalb des MGV, um jüngere Sänger mit modernem und qualitativ hochwertigem Gesang anzusprechen.

Wer kann Mitglied werden?

Rinne: Das ist auch ein reiner Männerchor. Wer dort aufgenommen werden will, muss schon gut singen können als Voraussetzung.

Welches Repertoire hat der Kammerchor?

Rinne: Wir machen moderne und zeitgenössische Musik, aber zum Teil Eigenarrangements.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Rinne: Zum Beispiel singen wir Lieder von den Wise Guys oder den Höhnern.

Wie viele Sänger sind dort und wie viele sind im MGV?

Rinne: Im MGV sind momentan 45, im Kammerchor sind wir neun Sänger. Für die anstehenden Weihnachtskonzerte haben wir uns Verstärkung von einigen Sängerinnen aus umliegenden Chören geholt.

Wie unterscheiden sich beide Chöre im Altersdurchschnitt?

Rinne: Der Kammerchor hat einen Durchschnitt von 50 Jahren, beim MGV liegen wir bei knapp 70.

Was macht ein Orchester attraktiver für den musikalischen Nachwuchs als einen Chor?

Rinne: Das Musizieren mit einem Instrument.

Wie sind Sie selbst zur Musik gekommen? Haben Sie erst gesungen oder erst ein Instrument erlernt?

Rinne: Ich habe zusammen mit meinem Zwillingsbruder Frank mit zwölf Jahren begonnen, Klarinette zu spielen. Wir haben in der Musikschule Burscheid gelernt. Wie viele Konzerte kommen jetzt auf Sie zu?

Rinne: An Konzerten sind es drei. Aber Auftritte haben wir wesentlich mehr.

Sie sind jetzt Dirigent. Haben Sie selbst auch mal Gelegenheit zu spielen oder zu singen?

Rinne: Im MGV singe ich auch selbst mit, vom Pult aus vorne - als Tenor.

Spielen Sie außer Klarinette noch andere Instrumente?

Rinne: Ja, ich spiele außerdem Saxofon, Klavier und Akkordeon.

Wann haben Sie Gelegenheit, Ihre Instrumente zu spielen?

Rinne: Saxofon ist sehr ähnlich wie die Klarinette zu spielen. Klavier brauche ich für die Chorproben, das Akkordeon brauche ich für meine Tanzcombo und für die „Bergischen Fuhrmänner“.

Wer sind die „Bergischen Fuhrmänner“?

Rinne: Das ist ein Mundart-Chor mit acht Sängern. Wir treten in bergischer Tracht auf, meist auf privaten Feiern. Wir werden auch gern zum runden Geburtstag „verschenkt“.

Haben Sie noch andere Projekte?

Rinne: Mit der Tanzband bin ich im Karneval unterwegs, wir haben Auftritte bei Sitzungen hier vor Ort, aber auch in Köln. Dann spiele ich noch in einer professionellen Sitzungskapelle in Köln als Saxofonist mit.

Kommen wir zurück auf die vier Chöre und Orchester vor Ort. Welches Konzert ist das bedeutendste?

Rinne: Das sind die MGV-Konzerte am 4. Advent um 16 und um 19 Uhr. Es ist sicher anstrengend für alle Sänger, in zwei Konzerten hintereinander aufzutreten.

Gleicht die Beliebtheit des Konzertes das wieder aus?

Rinne: Die Begeisterung der Besucher entschädigt schon sehr für die Anstrengung. Denn es sind nicht nur die beiden Konzerte hintereinander, die wir bestreiten, sondern die Chormitglieder leisten auch alle Vorbereitungen, wie Bestuhlung, Dekoration, Bühnenaufbau und so weiter und so fort.

Was ist Ihre persönliche Lieblingsaktion?

Rinne: Mit dem Orchester spielen wir am Morgen des Heiligabends „über die Höfe“.

Was bedeutet das?

Rinne: Wir musizieren Advents- und Weihnachtslieder in den einzelnen Hofschaften, die zur Gemeinde Hilgen-Neuenhaus gehören. Dabei spiele ich Klarinette.

Wie verleben Sie selbst Weihnachten?

Rinne: Wir spielen um 17 Uhr mit dem Posaunenchor im Gottesdienst, danach geht es dann zu meinen Eltern nach Burscheid. Am ersten Weihnachtstag ist um 10.30 Uhr Gottesdienst, in dem ich den Kirchenchor leite, am zweiten Weihnachtstag mache ich gar nichts - da habe ich Geburtstag. Den Jahresabschluss bildet die traditionelle Krippenwanderung des MGV durch Köln. Dort singen wir spontan in den Kirchen.

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