Digitales Archiv: „Beginn einer neuen Epoche“ im Katasteramt

Nach 20 Jahren Arbeit steht nun die automatisierte Liegenschaftskarte für das Kreisgebiet und spart künftig viel Arbeit.

Rheinisch-Bergischer Kreis. Dicht an dicht hängen sie im Archiv des Kreis-Katasteramts: Mehr als 3000 Liegenschaftskarten, zum Teil über 180 Jahre alt, akkurat mit Tusche gezeichnet und manche so oft aktualisiert, dass man sie kaum noch lesen kann. Für Historiker und Nostalgiker haben diese Dokumente durchaus ihren Reiz.

Doch die Zeit, in der man Grundstücksgrenzen und Gebäude auf papiernen Karten verewigte, sind endgültig vorbei: Die automatisierte Liegenschaftskarte (ALK) ist jetzt für das gesamte Kreisgebiet fertiggestellt worden - und dieses digitale Kartenwerk ist so zeit-, kosten- und platzsparend, dass der "Papierkram" nicht mehr mithalten kann.

"Die digitale Liegenschaftskarte bedeutet für uns eine enorme Arbeitserleichterung und für unsere Kunden einen wertvollen Service", erklärt Bereichsleiter Thomas Merten. "Das ist der Beginn einer neuen Epoche."

Bis zur Einführung der ALK wurden die jährlich circa 2000 Änderungen im Grundstücksbestand umständlich mit Tuschestiften eingezeichnet. Dies erfolgt nun ganz einfach per Mausklick, mit einem sauberen, gut lesbaren Ergebnis. Für Bürger, die einen Kartenausschnitt ihres Grundstücks brauchten, mussten oft mehrere Karten zeitaufwändig zusammenmontiert werden, weil das Grundstück genau am Rand einer oder mehrerer Karten eingezeichnet war.

Die digitale ALK basiert auf einem einheitlichen Koordinatensystem, in dem sich nun alle Kartenausschnitte problemlos und maßstabsunabhängig aneinanderfügen lassen. Langwierige Suchen entfallen ebenfalls: Nach Eingabe der Katasterbezeichnung oder über die Suchkriterien Straße und Hausnummer erfolgt in Sekundenschnelle die Grundstücksdarstellung am Bildschirm.

Von hier aus kann problemlos vervielfältigt werden, was zuvor aufwändig und kostspielig mit einer speziellen Reproduktionskamera abfotografiert werden musste. Der Bürger erhält auf Anfrage postwendend seinen Grundstücksnachweis, entweder als Ausdruck oder per E-Mail.

Zwanzig Jahre lang war ein sechs- bis zehnköpfiges Team innerhalb des Katasteramts mit der Digitalisierung beschäftigt. "Dieser Aufwand hat sich gelohnt", so Merten. Die Karten wurden nicht einfach anhand von Passpunkten abdigitalisiert, sondern mit Hilfe der rund 140000 Vermessungsdokumente des Katasterarchivs komplett neu erstellt.

Zusätzlich wurden die Daten von Messtrupps verwendet, die in den vergangenen Jahren im Kreisgebiet unterwegs waren, um weite Teile neu zu vermessen. So sei es gelungen, einen Grundstücksnachweis "in bisher nie gekannter Qualität" aufzubauen.

Mit der verbesserten Lagegenauigkeit können kostspielige Schäden vermieden werden. Das macht die ALK für viele Kunden des Katasteramts - darunter auch Versorgungsunternehmen wie RWE, Belkaw oder RheinEnergie - attraktiv. Für sie dient die ALK als Basis-Kartenwerk, in das sie ihre Leitungsnetze quasi "hineindigitalisieren" können.

"Zum Schutz unserer eigenen Leitungen geben wir einen Lageplan an Firmen mit Bauvorhaben weiter, damit sie genau wissen, wo sie mit ihrem Bagger graben dürfen", erklärt Burkhard Preußer, Referent für Vermessung bei der RheinEnergie. Auch für die kreisangehörigen Kommunen, die die ALK bei der Aufstellung von Bebauungsplänen oder zur Verkehrsplanung nutzen, bedeutet das digitale Kartenwerk einen Fortschritt.

2009 soll die ALK in das ALKIS (Automatisiertes Liegenschaftskataster-Informationssystem) eingebunden sein: Dieses System verknüpft die digitale Liegenschaftskarte mit den beschreibenden Daten des Katasters, zum Beispiel den Eigentümerangaben oder der Grundstücksnutzung. "Das ist ein gigantischer Markt, dessen Einnahmen letzten Endes wieder dem Bürger zugute kommen", sagt Merten.

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