„Die Veranstaltungen sind eine echte Belebung“

Klaus-Dieter Schulz, Vorsitzender des Burger Schlossbauvereins, spricht über den Stand der Renovierungen und die Planungen für 2019.

„Die Veranstaltungen sind eine echte Belebung“
Foto: Martin Kempner

Bergisches Land. Über den Stand der Arbeiten an Schloss Burg sprach unsere Redaktion mit Klaus-Dieter Schulz, dem Vorsitzenden des Burger Schlossbauvereins.

„Die Veranstaltungen sind eine echte Belebung“
Foto: Christian Beier

Herr Schulz, Sie haben Anfang Juli die offizielle Eröffnung von Bergfried und Grabentorhaus gefeiert — nach anderthalbjähriger Renovierung der beiden Gebäude. Sind damit die größten Arbeiten an der Burg abgeschlossen?

Klaus-Dieter Schulz: Damit ist noch nicht einmal die Hälfte geschafft. Denn außer den beiden jetzt eingeweihten Gebäuden wurden bisher nur die Kasse und das Infocenter neu gestaltet sowie die Toilettenanlagen auf der Rittersaal-Ebene saniert. Diese Arbeiten wurden vor rund drei Jahren abgeschlossen. Damit sind etwa sechs Millionen Euro ausgegeben. Insgesamt sind aber Kosten von 33,2 Millionen Euro veranschlagt.

Wofür soll das Geld ausgegeben werden? Welche Arbeiten drängen sich als nächstes auf?

Schulz: Da gibt es einige. Seit dem 21. Mai 2014 können unsere Besucher rund 60 der an die Burg angrenzenden 164 Parkplätze nicht nutzen, weil die Parkplatzmauer marode ist. Die Sanierung soll in diesem Quartal beginnen und ist hoffentlich bis Jahresende geschafft. Die Mittel kommen vom Land. Mit den insgesamt 5,6 Millionen Euro aus dem Städtebauförderungs-Topf werden außerdem die Alte Schule sowie das Pferdestallgebäude saniert und die Außenflächen neu gestaltet.

Der Bergfried ist zu einem modernen Informationszentrum geworden, transportiert die Besucher sozusagen per Beamer ins Mittelalter. Was passiert mit dem Pferdestallgebäude und der Alten Schule?

Schulz: Im Pferdestallgebäude wird es Seminar- und Sozialräume geben. Außerdem bringen wir auf der ersten Etage die Bibliothek unter. Die Handwerker sollen Ende des Jahres anrücken. In der Alten Schule ist ein großer Teil der ebenerdigen Flächen bereits saniert. Es fehlt aber die Sanierung der „Schatzkammer“, in der Besucher unter anderem Solinger Stahlwaren kaufen können. Sie kann vorübergehend in den Martinussaal verlagert werden. In den oberen beiden Etagen wollen wir die Verwaltung konzentrieren. Übrigens: Vier Jahre, bevor der „moderne“ Bergfried eröffnet wurde, haben wir bereits eine App für Burgbesucher eingeführt.

Was passiert noch in der Burg selbst?

Schulz: Wir werden 15 Millionen Euro Bundesmittel nutzen, um den Palas, die Innenhöfe und Wehrgänge sowie das Museum herzurichten. Sehr viel verspreche ich mir auch von der Lichtinszenierung: Das wird ein Highlight im sonst oft so dunklen Oberburg. Die variable Beleuchtung, für die alleine 800 000 Euro veranschlagt sind, wird die Attraktivität der Burg deutlich erhöhen.

Besucher, die nicht zum ersten Mal zur Burg kommen, vermissen im Grabentorgebäude die Apotheken. Was ist aus ihnen geworden?

Schulz: Ich bedauere, dass die Apotheken verschwunden sind. Die Einrichtung der Einhorn-Apotheke aus Köln war aber eine Leihgabe des Apothekerverbands und ging ans Apothekenmuseum in Heidelberg. Die anderen Stücke haben wir in Unterburg eingelagert. Sie haben keinen Platz im neuen Museumskonzept.

Liegt das schon bis ins letzte Detail fest?

Schulz: Das Grobkonzept fürs Museum steht, die Detailplanung läuft. Noch ist nicht bestimmt, was in die Vitrinen kommt. Die Räume im Grabentorgebäude werden wir für Wechselausstellungen und Seminare nutzen. Sie eignen sich beispielsweise auch für Kindergeburtstage und andere Veranstaltungen.

Stichwort Veranstaltungen: Was planen Sie fürs kommende Jahr?

Schulz: Das komplette Programm für 2019 steht noch nicht fest. Derzeit sind wir unter anderem in Verhandlungen mit den Kölner Gruppen Paveier und Kasalla. Weiter ist ein Konzert mit der Tribute-Band Queen Kings als Open-Air Konzert vorgesehen. Außerdem ist es schon Standard, dass die Medieval Fantasy Convention in der Burg stattfindet - die nächste im kommenden Monat am 25. und 26. August und dann wieder im Mai 2019 mit dem Schwerpunkt „Mittelerde“. Veranstaltungen wie diese oder zuletzt auch die Harry Potter Convention machen wichtige Werbung für Schloss Burg weit über das Bergische Städtedreieck und Nordrhein-Westfalen hinaus.

Wer entscheidet, wer auftreten darf?

Schulz: Die Veranstaltungen sind eine echte Belebung. Wir machen eine Ertragsvorschaurechnung, um zu ermitteln, ob sie kostendeckend oder gewinnträchtig sind. Das hat bisher so gut funktioniert, dass wir nur in einem Fall rote Zahlen geschrieben haben. Unser Programm hat eine große Bandbreite: Wir sind mit einem Rittermahl ins Jahr gestartet, und werden es unter anderem mit der Gruppe Johnny Cash Experience sowie dem Gus-Anton-Kammerchor aus Remscheid beenden. Als „Sommer Klassik Open Air“ bieten wir am 29. August Nabucco an.

Sie sind jetzt zehn Jahre im Ruhestand. An Ihrem früheren Arbeitsplatz, im NRW-Wirtschaftsministerium, erinnert man sich aber noch gut an Sie und schätzt Sie weiter als kompetenten Ansprechpartner. Macht Sie das etwas stolz?

Schulz: Ich trage sicher Verantwortung dafür, dass die Burg 2010/2011 aus einer existenzgefährdenden Situation in eine stabile Finanzlage gekommen ist. Aber daran, dass hier mit hoher Qualität und großer Akkuratesse etwas Außerordentliches geschaffen wird, sind viele beteiligt. Wir hatten bisher ein gutes Miteinander von Planern, Handwerkern und Mitarbeitern des Schlossbauvereins.

Sie arbeiten ehrenamtlich. Wie viele Mitarbeiter zählt das Team?

Schulz: Für die Burg sind 23 Frauen und Männer im Einsatz. Auf Vollzeitstellen umgerechnet sind es 13. Der Personaletat liegt bei 650 000 Euro.

Was wünschen Sie sich für die weiteren Phasen der Sanierung?

Schulz: Bei den Maßnahmen im Kern müssen wir alles daran setzen, Betriebsunterbrechungen durch geschickte Bauzeitenplanung so gering wie möglich zu halten - auch im Interesse der Restaurantbetriebe und der Geschäftswelt allgemein. Bisher sind die Besucherzahlen trotz der Baumaßnahmen auch in Unterburg stabil geblieben.

Die drei bergischen Großstädte als Anteilseigner stellen 7,5 der 33,2 Millionen Euro für die Sanierung bereit. Neben dem Baukostenzuschuss für laufende Reparaturen gibt es einen Betriebsmittelzuschuss. Wird ein Besuch der Burg so hoch subventioniert wie der eines Theaterstücks?

Schulz: Nicht annähernd: Wir erhalten 92 Cent pro Besucher.

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